Als ich heute im Zug unterwegs war habe bin ich auf einen Artikel aufmerksam geworden. Du hast vielleicht schon davon gelesen oder gehört. Immerhin gab es bereits Berichte dazu in der Wirtschaftswoche, im Bayrischen Fernsehen, in der Süddeutschen Zeitung, bei deutsche Startups und starting up, sowie bei enorm.
Falls Du es noch nicht kennst hier eine kurze Vorstellung. Und (auch wenn ich es noch nicht getestet habe) ein paar erste Gedanken zu den Vorteilen und Nachteilen.
NearBees. Was ist das?
Wahrscheinlich hast Du es schon bemerkt. NearBees ist ein Wortspiel aus nahen Bienen und Nachbarn. Das beschreibt das Konzept dann auch ganz gut. Es ist eine online-Plattform die den Imker und seine Nachbarn zusammenbringt.
NearBees stellt dir einen kostenlosen Onlineshop zur Verfügung. So wirst du als Imker von den Honigkunden in deiner Region gefunden und sie können direkt bei dir bestellen.
Was ist das besondere bei Nearbees? Was macht Nearbees anders?
Es ist ja nicht die erste Plattform die versucht uns Imker bei dem Verkauf des Honigs zu unterstützen. So gibt es ja bereits heimathonig.de , bioimkerhonig.de und einige andere die sich nicht durchgesetzt haben.
Während Du bei heimathonig.de einen Jahresbeitrag von (zur Zeit 60 € zzgl. Mws) bezahlen musst und bei Bioimkerhonig.de Bioimker sein musst, ist das bei Nearbees anders. Sie bieten ihre Dienstleistung des Onlineshops kostenlos an.
Das besondere an Nearbees ist zudem die Verpackung. Dein Honig kommt in eine Briefumschlagsverpackung. So passt der Honig in jeden Briefkasten.
Vorteile vom Nearbees Vertriebsweg
Ein Vorteil für dich ist klar. Du kannst deinen Honig ausliefern auch wenn dein Nachbar nicht da ist. Im Grunde könntest Du deinen Honig ja sogar per Post verschicken.
Außerdem wirst du von Menschen gefunden, welche vorher gar nicht wussten das es bei dir regionalen Honig gibt. Du brauchst keine eigene Internetseite und hast somit keine eigenen laufenden Kosten. Zumal eine Internetseite nicht viel bringt, wenn du damit nicht gefunden wirst. Gefunden zu werden ist eine Dienstleistung der Internetportale.
Auch der Kunde hat einen Vorteil. Er muss nicht extra zum Imker und braucht auch keinen Termin für eine Lieferung auszumachen. Er muss auch keine Gläser mehr sammeln. Für alle die es inzwischen gewohnt sind online-einzukaufen eine schöne Sache. Immerhin kann auch gleich per PayPal oder Sofortüberweisung gezahlt werden.
Nearbees bietet zudem auch an, die Nearbees-Honig-Beutel für Werbetreibende Nutzen zu können. So kann der Honig ggf. sogar noch gesponsert werden.
Zusammenfassung Vorteile Nearbees
Vorteile für den Imker:
- erreicht neue Kunden
- kann Honig ausliefern auch wenn Kunden nicht da sind
- kann Honig verschicken und spart beim Porto das Gewicht der Gläser
- Kooperation mit Werbetreibenden möglich
- muss keine Gläser spülen
- hebt sich von der Konkurrenz ab
- Nearbees bietet Infoflyer an, so hast Du bereits erste Werbeflyer
Vorteile für den Kunden:
- findet regionale Imker und kann regionalen Honig kaufen
- kann online bezahlen
- braucht den Honig nicht abzuholen (Zeitersparnis)
- muss keine Gläser sammeln und zurückgeben
- bekommt Honig bequem in den Briefkasten geliefert
Nachteile und Bedenken beim Nearbees Vertriebsweg
Wie gesagt, ich habe das Produkt noch nicht getestet. Möglicherweise kann jemand meine Ausführungen entkräften, bzw. werde ich ja in Zukunft eines besseren belehrt. Aber folgend meine Gedanken zu den Nachteilen…
Ökologisch wirklich?
Nearbees schreibt auf seiner Internetseite das sich 90% des Abfalls im Gegensatz zum Glas einsparen lassen. Das mag vielleicht für Einweggläser zutreffen, aber für Mehrweggläser beim Imker???? Ich finde bei ihren ökologischen Behauptungen tragen sie ganz schon dick auf. Meine Meinung, im Gegensatz zum Mehrwegglas entsteht Müll. Da ist es egal ob ich das mit Klimaschutzprojekten kompensiere.
wird das onlineportal überhaupt gefunden?
Bei der Suche nach regionaler Honig taucht nearbees bisher nicht bei google auf der ersten Seite auf. Was einen Skeptisch machen sollte. Ein Onlineportal ist vor allem etwas Wert, wenn es gefunden wird. Das wird vor allem zu einem Problem, wenn Du eine größere Charge Honig in Honigbeutel abfüllst und dann Anfragen ausbleiben.
happige Nebenkosten
Zwar ist das Onlinestellen des Profils kostenlos, der Verkauf aber nicht. Hier erhebt nearbees 15% Provision. Dazu kommen noch Versandkosten und ein Verpackungspreis von 1 €. Hier sieht man auch wo Nearbees sein Geld bekommt. Wenn ein Plaste/Papierbeutel (der nur 400g fasst), mehr als doppelt so teuer wie ein Honigglas ist, dann ist das zumindest komisch.
Als Imker muss ich zudem bedenken. Das Glas bekomme ich vielleicht wieder den Beutel nicht.
Rechenbeispiel von Nearbees
Bei einem Verkaufspreis von 9.00 Euro erhältst du nach Abzug der Transaktionsgebühren und der Verkaufsprovision (15%) als Imker 7,15 Euro. Von diesen 7,15 Euro musst du 1,50 Euro für den klimaneutralen Versand des Honigs und 1,00 Euro für den Kauf der Honigverpackung aufwenden, so dass du an jedem verkauften Honig (400g) 4,65 Euro verdienst.
Nun das Projekt kommt wenn ich es richtig sehe aus Bayern. Da ist 9 Euro für Honig nicht so weit her geholt. Wenn ich mal meinen aktuellen Preis von 5 Euro für 500g zugrunde lege, dann sieht das folgender Maßen aus:
Umrechnen auf 400 Gramm. Dann bleiben 4 Euro pro Packung. Abzüglich der Provision von 15 % bleiben 3,4 Euro. Davon ziehe ich 1,5 Euro Versand ab. Nun habe ich noch 1,9 Euro. Nun muss ich ja noch 1 Euro für die Verpackung ausgeben. Bleiben mir pro Päcken glatte 90 Cent. Zurück gerechnet auf 500 g habe ich 1,12 Euro übrig. Im Gegensatz zu meinen ursprünglichen 5 Euro.
Zugegeben bei meinem Honigglas muss ich auch Kosten fürs Etikett und für´s Aufwaschen abziehen. Aber da bleibt allemal mehr übrig.
gestückelter Kauf
Was mir persönlich Sorge macht, ist dass der Kunde nicht seinen Briefkasten voller Honig haben will. Also kauft er den Honig nach Bedarf. Viele meiner Kunden kaufen aber gleich für das ganze Jahr, wenn sie schon mal da sind, immerhin ist ihnen ihre eigene Zeit kostbar. Wenn sie es geliefert bekommen, teilen sie das Ganze ggf. auf viele Lieferungen auf. Dann kostet das aber mehr meiner kostbaren Zeit.
Lieferung vom Honig
Der moderne Onlinekunde wird nervös, wenn er nicht binnen drei Tagen sein Päcken hat. Sammelauslieferungen lassen sich da ggf. schwer machen. Wenn ich wegen jedem Päckchen selbst raus fahre um das Porto zu sparen, habe ich es am Ende in Benzin investiert, von der Zeit ganz zu schweigen.
weniger Kundenkontakte
So schön der ganze Onlinehandel ist. Beim Imker des Vertrauens geht es auch um den persönlichen Kontakt. Der kurze Plausch ist wichtig. Oft verkaufen sich so auch noch andere Imkereiprodukte wie Bienenwachs, Pollen und Propolis. Dieser Mehrumsatz entgeht uns dann ggf.
vermutete Nachteile beim Kunden
Der Kunde bekommt zwar seinen Honig bequem in den Briefkasten, muss ihn jetzt aber noch umfüllen. Was besonders unangenehm wird, sollte der Honig bis dahin kristallisieren. Hier wird die Honig-erwärmen Methode vorgeschlagen um den Honig wieder flüssiger zu bekommen, oder ihn einfach durch zu kneten.
Ich behaupte mal die Wahrscheinlichkeit, dass der Honig zu heiß gemacht wird ist sehr hoch. Und aus einem Beutel will wohl auch keiner seinen Honig essen.
Beim Honigglas kann ich den Rest mit heißem Wasser ausspülen und damit noch Tee süßen. Beim Beutel ist das müßig. Der Behauptung der Honig kann bis zum letzten Tropfen ausgepresst werden, glaube ich nicht.
Nachteile Zusammengefasst
für den Imker:
- es bringt extrem hohe Nebenkosten (Provision (15%), Verpackung 1 €, Versand 1,5 €) mit sich
- für den Versand bzw. das Austragen wird extra Zeit benötigt
- weniger Kundenkontakte und Gelegenheiten für Zusatzverkäufe
- Risiko das gar kein Onlinekunde kommt und Du auf den gekauften Honigbeuteln sitzen bleibst
für den Kunden:
- Nicht wirklich ökologischer als Mehrwegglas (persönliche Sicht)
- Honig muss umgefüllt werden
- es muss ggf. Honig flüssig gemacht werden
- Ein Großteil des Preises müssen für Versand, Verpackung und Transaktionen bezahlt werden.
Fazit zu Nearbees
Die Idee ist durchaus begeisternd. Was auch die vielen Beiträge darüber zeigen. Der eigentliche Nutzen, dem Imker beim Vertrieb seines Honigs zu helfen, kann in hochpreisigen Gebieten und in Städten funktionieren. Für den kleinen Imker auf dem Land macht es mir Angst.
Die Internetseite ist gut gemacht, das Marketing läuft auf Hochtouren. Aber aus meiner aktuellen Sicht ist das selbst Geschenkt noch zu teuer. (Du bekommst 5 Probebeutel geschenkt) Denn nach Provision und Versand würden mir immer noch nur 2,12 Euro pro 500g bleiben.
Solange ich meinen Honig los werde (und meine diesjährige Ernte ist bereits ausverkauft) sehe ich keine Grund auf Nearbees zurück zu greifen.
Vielleicht teste ich es ja trotzdem irgendwann mal, um es klarer Bewerten zu können… Wenn ich wieder Honig habe.
Über Erfahrungsberichte in den Kommentaren freue ich und die Seitenbesucher sich natürlich immer.
Quellen: nearbees.de