Letzte Woche war ich zu Besuch bei Flüchtlingen. Zusammen mit einem Freund bin ich einfach zu den Unterkünften hingefahren. Ohne einen konkreten Plan wollten wir einfach mal schauen was Passiert. Ein paar Süßigkeiten hatte ich eingepackt. Naja und zur Sicherheit eine Flasche Wein, falls die einen Abnehmer findet.
Willkommenskultur auch bei den Flüchtlingen
Als wir ankamen war es dunkel und es regnete. Ein bisschen mulmig war mir da schon. Weniger das ich Angst hatte zusammengeschlagen oder ausgeraubt zu werden. Vielmehr eine diffuse Angst vor dem Ungewissen. Was passiert jetzt?
Wir stiegen aus und stellten uns vor das Heim. An den Fenstern kam schnell Bewegung auf. Mein Kumpel fragte, ob jemand deutsch oder englisch spricht. Und ob sie fünf Minuten Zeit für uns hätten.
Die Tür ging auf und wir wurden sofort hinein gebeten. Es wurde sich nicht lange an der Haustür aufgehalten, wir wurden gleich in die Wohnung geleitet. Die Offenheit für Fremde ist also auf Seiten der Flüchtlinge sehr hoch. Ich muss dazu sagen, dass wir beide fast keine Haare auf dem Kopf haben. Wir hätten durchaus mit rechten Schlägern verwechselt werden können. Vielleicht mit dem Unterschied das wir ein Lächeln im Gesicht trugen.
Wenn ich in mich gehe, ich würde wohl nicht sofort Fremde in die Wohnung bitten, wenn sie vor meiner Tür stehen.
die Geschichten und Wünsche der Flüchtlinge
die Geschichte der Flüchtlinge
Sie führten uns in die Wohnstube und bald sahen wir zumindest alle männlichen Mitglieder der Familie. Wir bekamen Tee und Süßes angeboten. Wir verständigten uns auf englisch, da es mit dem Deutsch noch etwas haperte. Es war ein syrischer Vater mit seinen drei Söhnen. Die älteren Beiden sind 17 und 18. Der Jüngste ist wohl 11. Ich bin mir nicht mehr sicher. Sie kamen direkt aus der Hochburg „Rakka“ des IS.
Wir erkundigten uns über ihren Weg nach Deutschland und ihre Hoffnungen für die Zukunft. Letztlich bestätigten sie uns das was wir alle im Fernsehen sehen. Zum Beispiel die Flucht mit den Schlauchbooten. Die Jungs waren besonders gefährdet in die IS-Armee eingezogen zu werden. Der Ältere hatte das Glück Medizin zu studieren, die Jüngeren waren noch in der Schule. Wobei die inzwischen nicht mehr existiert.
Als junger Soldat wird man dann von zwei IS-Soldaten begleitet, macht man nicht was man soll, wird man erschossen. Dabei ist es egal auf welche Seite man sich stellt. So ziemlich jede Alternative kostet einen den Kopf.
Am Ende gesellte sich auch die Mutter der Familie noch zu uns.
Die Liste der Wünsche
Eigentlich wollten wir vor allem herausfinden was sie so brauchen, um im Bekanntenkreis nachfragen zu können, ob jemand so etwas zum Spenden übrig hat. Wir wollten wissen welche Hilfe sie konkret brauchen.
Behördlich gesehen wird die meiste Hilfe erst nach dem Deutschkurs gewährt. Was durchaus sinnvoll ist. Aber bis dahin…
Ich war skeptisch was diese Liste anbelangt. Ihnen ist durchaus bewusst, dass sie unsere Steuergelder in Anspruch nehmen. Und eigentlich fühlt sich der Mensch nicht wohl, wenn er immer mit Almosen überschüttet wird.
Wir gaben ihnen sogar Zeit im Haus nachzufragen ob jemand etwas benötigt. Aber da tauchte nicht wirklich etwas auf.
Lediglich ein Computer zum Deutsch lernen den ich angeboten hatte stand am Ende auf der Liste der benötigten Güter.
Aber sie haben vor allem nicht materielle Wünsche. Beschäftigungen gegen die Langeweile und der Wunsch:
- in die Gesellschaft integriert zu werden.
- gemeinsame Unternehmungen
- Freundschaft
- Sich kennen lernen
Und das ist eigentlich etwas was selbst der Ärmste von uns geben kann.
Die folgende Zeit
Wir tauschten die Kontaktdaten aus und gingen wieder nach Hause.
Am nächsten Tag haben wir erfahren, dass in Paris die Anschläge waren. Als der Satz fiel, dass viele dies mit den syrischen Flüchtlingen in Verbindung bringen, fühlte ich in mich hinein. Die Kategorie Flüchtlingsprobleme und der Zusammenhang zu Flüchtlingen, zerfiel irgendwie. Dadurch das ich konkrete, nette Personen vor Augen hatte, passten diese Gedanken nicht mit meinen Erfahrungen zusammen. Die Angst konnte sich meiner nicht bemächtigen die Angst zerfiel.
Der Schriftstelle Ken Follet sagt: die wichtigste Triebfeder des Menschen ist die Angst.
Indem ich mich der Angst gestellt hatte die Fremden kennenzulernen. Habe ich nun weit weniger Angst vor all den Schreckensmeldungen die zur Zeit in den Medien sind. Auch wenn ich nicht sagen kann das ich keine Angst mehr habe.
Meine größte Angst ist allerdings eher das es mir nicht gelingt die Beziehung mit ihnen Aufrecht zu erhalten. Denn ohne das volle Spektrum der Sprache ist es schwierig. Auch können meine Kinder noch kein englisch und meine Frau mag es nicht sprechen. Es bleibt eine Herausforderung….
Was können wir als Imker für Flüchtlinge tun?
In der Zeitschrift die Biene geht es in der Einleitung auch um eben dieses Thema. Dabei wird darauf verwiesen, dass es in Syrien vor dem Krieg 15.000 Imker gab. 5.000 konnten sogar davon leben. Insgesamt waren es 365.000 Bienenvölker.
Die Bienenrasse mit der geimkert wurde ist vorrangig die Apis mellifera syriaca. Eine sanftmütige ans Klima angepasste Bienenart. Leider überlebten die Kreuzungen mit der Carnica bzw. der Italienerbiene nur eine Saison und waren dann meist auch noch aggressiv.
So wie die DDR nach der Wende einst die Art zu Imkern beeinflusst hat, werden vielleicht auch bald die Imker Flüchtlinge aus der Welt unsere Art zu Imkern beeinflussen.
Meine Geschichte oben sollte zeigen, dass es weit weniger um Geld oder Sachleistungen für die Flüchtlinge geht, als vielmehr darum sie mit gemeinsamen Aktivitäten an unserem Leben teilhaben zu lassen.
Lassen wir uns also kleine Events einfallen, zu denen wir sie und unsere Nachbarn und Bekannten einladen. So das wir gemeinsam Zeit verbringen.
Vielleicht helfen wir so die Ängste von Einheimischen und Flüchtlingen zu lindern.
1 Response to "Flüchtlinge und Imker. Wie können wir helfen? Werden Imker Flüchtlinge uns beeinflussen?"
Hallo,
Dein Beitrag zu den Flüchtlingen für mich sehr sympathisch. Vor allem, da Du keine Angst hast, dies auch offen zu sagen. Alle Achtung!!
In der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.
Gruß
Frank