Die komplette Brutentnahme ist sich nicht ganz neu in der Imkerei. Es ist auch bekannt, dass die Entnahme der Bienenbrut eine gute Maßnahme zur Varroabekämpfung ist. Allerdings wurde die vollständige Brutentnahme durch das Bieneninstitut Kirchhain und hier in Person durch Dr. Ralph Büchler, 2009 auch wissenschaftlich untersucht und optimiert.

Die Theorie hinter der Brutentnahme nach Büchler

Büchler sieht in der heuten Betriebsweise ohne Bienenschwärme ein entscheidendes Problem für die Vitalität der Bienenvölker. Denn das Schwärmen und die anschließende Brutpause wirken wie ein „Jungbrunnen“ auf die Bienenvölker.

Durch die komplette Brutentnahme bei den Bienen, wird auch die Übertragung von Bienenkrankheiten, von einer Brutzelle auf eine andere unterbrochen. Die Verbreitung von Krankheitserregern erfolgt dabei meist über ähnlich alte Zellen. Bzw. werden Viren auch durch die Ammenbienen verbreitet.

Durch die Unterbrechung beim Brüten, werden Übertragungen verhindert und das Volk wird wieder vitaler. Dabei kann ein Volk bei guter Tracht in sechs bis acht Wochen, den Verlust der Brut ausgleichen.komplette Brutentnahme, totale Brutentnahme, vollständige Brutentnahme, brutentnahme + varroa

Varroabehandlung durch Brutentnahme

Ein Besonderer Vorteil liegt in der Wirkung gegen die Varroamilbe. Da sie sich während der Brutzeit zum größten Teil in der Bienenbrut aufhält, ist das Volk durch die vollständige Brutentnahme praktisch fast Milbenfrei. Zusätzlich könntest du jetzt eine Milchsäurebehandlung durchführen. Dr. Büchler entscheidet sich für die Fangwabe als Mittel zur Varroabekämpfung. Im Idealfall wäre das eine Drohnenwabe. Milben bevorzugen sie um den Faktor 1:7 im Gegensatz zur Arbeiterinnenbrut.

Die Varroabekämpfung durch Brutentnahme ist ein gutes und natürliches Mittel zur Bekämpfung der Varroa. Es stärkt die Vitalität der Bienenvölker. Was sich auch an einer Senkung von Virusinfektionen feststellen lässt.

Einfluss der Brutentnahme bei der Honigbiene

Die vollständige Brutentnahme ist ein massiver Eingriff in das Bienenvolk. Die größte Lücke entsteht, wenn die Arbeitsbienen sich abgearbeitet haben und die neu geschlüpften Bienen für die Arbeit im Bienenstock benötigt werden. Dann fehlen am Ende Sammelbienen. Fällt diese Lücke  in eines gute Tracht, dann gibt es erhebliche Einbußen bei der Honigernte. Laut Büchler fällt die Ernte dann auf bis zu 1/3 der normalen Menge ab.

Es gibt allerdings einen gegenläufigen Effekt. Wenn Du mal ein weiselloses Volk hattest, kannst du oft feststellen, dass es eine Menge Honig eingetragen hat. Was daran liegt, dass es keine Brut zu pflegen hat. Dass heißt alle Kräfte beteiligen sich am Nektar sammeln und der Verbrauch sinkt. Denn für die Brut muss geheizt werden und das kostet mitunter viel Energie.

Machst du die totale Brutentnahme, dann hast du für etwa zwei Wochen den Effekt dass mehr Honig gesammelt wird. Danach bricht die Sammelleistung für sechs bis acht Wochen ein.

Bei der Brutentnahme nach Büchler wird beschrieben, dass eine komplette Brutentnahme am 20. Mai die Ernte auf 7,1 Kg je Volk drückte. (Bei durchschnittlich 21,5 kg bei den Kontrollvölkern) Bei der Entnahme am 11. Juni  kamen immerhin schon 16,4 Kg je Volk zusammen. Mehr Honig als die Kontrollvölker gab es dann wenn die totale Brutentnahme Anfang Juli durchgeführt wurde (14 Tage vor der Honigernte). Denn jetzt wirkt vor allem der Effekt der Sammelleistungs-stärkung.

Auch gesundheitliche Aspekte wurden nachgewiesen. Durch die Brutentnahme wurde auch die Virenbelastung gesenkt.  Die Einwinterungsstärke war leicht höher (8,8 Wabengassen) als bei der konventionellen Methode (8,7 Wabengassen). Die Auswinterungsstärke betrug für den einen Versuchsstand 93 % und für den andern 116% der Einwinterungsstärke. Die konventionellen Völker hatten zur Auswinterung eine Stärke von 63% bzw. 103 %.

Das akute Bienenparalysevirus trat nach der Brutentnahme nur in 41,5 % auf. Bei den normal geführten Völkern waren es 60,7 %.

Beitrag von Dr. Büchler findet sich in der ADIZ/db/IF 7 / 2009

totale Brutentnahme Schritt für Schritt

  1. Honigzarge und die obere Brutzarge abnehmen. 2-4 helle voll ausgebaute Waben mit Honig und Pollen in die untere Zarge geben. Die Waben sollten am Rand platziert werden.
  2. Eine Brutwabe mit Eiern und offener Brut in die untere Zarge hängen. Eine Drohnenwabe wäre hier optimal. Es ist die einzige Brutwabe die vorerst im Volk verbleibt. Sie zieht die Milben an und wird später entfernt.
  3. Alle Brutwaben und die Bienenkönigin in die untere Zarge abstossen. Dabei je Wabenseite etwa eine Handvoll Bienen belassen. Sie sollen die schlüpfende Brut wärmen und ggf. unterstützen. Sie ziehen zudem die Weiselzelle. Bist du dir nicht sicher ob die Königin unten ist, dann kannst du die Waben auch abfegen und die Bienen aus dem Honigraum nehmen. Die Brutwaben können auch von mehreren Völkern zusammen gestellt werden. Der Brutsammler sollte möglichst an einem anderen entfernten Ort verbracht werden, damit die Flugbienen nicht zurück fliegen.
  4. Lücken in der unteren Zarge durch Mittelwände oder Leerwaben auffüllen. Mittelwände nur bei guter Tracht geben, oder ausreichend füttern.
  5. Die untere Zarge mit Absperrgitter abdecken und Honigraum wieder aufsetzen. Wenn der Honig geerntet wurde, kann ggf. wieder eine Brutraumzarge aufgesetzt werden.
  6. nach 7 – 10 Tagen das brutfreie Volk kontrollieren und die jetzt hoffentlich verdeckelte Fangwabe entnehmen und einschmelzen. Es sollte bereits wieder ein neues Brutnest vorhanden sein.
  7. nach 21-24 Tagen den Brutsammler kontrollieren. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für eine Milchsäurebehandlung. ggf. legt die neue Königin schon. Wenn du keine Königin finden kannst, dann solltest du eine Weiselprobe machen. Ein vereinigen oder rückführen der Völker ist jetzt möglich.

Dissertation von Jens Radtke zum „Einfluss der Brutentnahme bei der Honigbiene Apis mellifera auf die Leistung der Völker und ihre Parasitierung mit Varroa destructor

Die Arbeit ist von 2010. Sie hat einen Umfang von 240 Seiten. Aber hier ist dann alles genau beschrieben, wie die totale Brutentnahme gegen Varroa wirkt.

Hier findest due die Arbeit von Jens Radtke.

Zusammenfassung zu komplette Brutentnahme bei Bienen

  • Einmalig zwischen Ende Mai und Anfang Juli behandeln
  • Alle Brut bis auf eine Fangwabe mit wenig ansitzenden Bienen entnehmen
  • Verdeckelte Fangwabe nach 7-14 Tagen entfernen und einschmelzen
  • im Brutraum den Bau erneuern mit Mittelwänden oder Leerwaben
  • Entnommene Brut auf entfernten Stand bringen und für Jungvolkaufbau nutzen
  • Brutableger mit Ameisensäure oder Thymol behandeln, am besten wirkt die Varroabehandlung, wenn alle Bienenbrut geschlüpft ist. Dann kann auch Milchsäure oder Oxalsäure, ggf. sogar Perizin verwendet werden.
  • Eine weitere Sommerbehandlung muss meist nicht durchgeführt werden, aber eine Varroa-Kontrolle ist notwendig

 

Viel Erfolg wenn du die totale Brutentnahme durchführst, wünscht Imkerpateimkerpate_sehr_klein

 


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