In der P.M. vom August ist ein schöner Artikel zur Verhaltensbiologie von Tieren wie Ameisen, Kakerlaken, Blattläusen. Der Titel des Artikels ist „Krabben mit Charakter“. Aber auch für Bienen gibt es solche Experimente. So gibt es dazu auch ein paar Sätze in „Phänomen Honigbiene“ von Jürgen Tautz.

 (nutze doch einfach mal den Blick ins Buch bei amazon)

Hier beschreibt er auf Seite 66, das auch in einem Bienenvolk unterschiedliche Bienencharakter zu finden sind. Feststellen konnten es die Bienenforscher über kleine RFID Chips, die den Bienen kurz nach der Geburt aufgesetzt wurden.

Am Ende des Buches führt er noch einmal aus, wie entscheidend diese unterschiedlichen Charaktere sind, damit die Regelkreise im Bienenvolk funktionieren und nicht wie bei der Killerbiene außer Kontrolle geraten.

Der Bienencharakter und seine Ausprägungen

Arbeitsbiene, BieneTautz, genauso wie die Ameisenforscher schreiben von faulen und fleißigen Einzeltieren. Offensichtlich
setzen sich Gruppen von Individuen oft nach gleichen Mustern zusammen. So finden wir hier immer Abenteurer und Risikoscheue, geradezu schreckhafte Vertreter.

Bei der Analyse der Ameisen wurde jede von ihnen mit mit vier Farbklecksen versehen. An der unterschiedlichen Farbe und Form der Kleckse, konnten die Forscher sie die ganze Zeit beobachten.  So konnten mutige, ängstliche und fleißige Individuen identifiziert werden.

Auch wurde festgestellt, dass einzelne Wesen, gerne bestimmte Aufgaben wahrnehmen. So mögen einige Bienen Wärme und andere mögen es lieber etwas kälter. Einige greifen gerne zu wenn es bei den Arbeitsbienen einen Heizerjob gibt, andere lieber beim Waben Reinigen. Und manche sind richtige Drückeberger, während andere wahre Workaholics sind.

Charakterkombinationen nicht jede Eigenschaft tritt zusammen auf

Bei den Ameisen hat man zudem heraus gefunden, dass gewisse Eigenschaften zusammen auftreten, andere wiederum nicht. Die Ameisen im Norden sind sehr abenteuerlustig allerdings auch aggressiv. Die Forscher folgten den Ameisen, wenn diese aus dem Bau auf Nahrungssuche gingen und stellten fest, dass sie im Norden viel weiter liefen um Nahrung zu finden, dabei aber auch wesentlich aggressiver auftraten.

Im Süden ist es umgekehrt, die Ameisen lieben die Nähe ihres Nestes, zeigen sich aber ansonsten als friedliche Vertreter ihrer Art. Eine gemischte Variante gibt es nicht. Friedlich und Abenteuerlustig ist also keine verfügbare Option.

Einige gewitzte Menschen haben das auch gleich auf die Menschen übertragen. Der „komplizierte“ Nordeuropäer der viel reist im Gegensatz zum friedlichen Heimatverbunden Südländer.  Für die Biologen spielt das hier aber keine Rolle.

Dennoch können sich auch einige Imkerkollegen wohl nicht verkneifen zu sagen. Mensch hab ich doch schon immer gewusst, die aggressiven Bienen sammeln einfach mehr Honig. Bezieht man es auf die Killerbiene, kann man der Sache nur Recht geben. Immerhin sammeln sie etwa viermal so viel Honig.

Allerdings sprachen die Forscher eher vom Aktionsradius, als vom Fleiß. Fleißig sind also vielleicht beide genauso, allerdings trauen sich die einen auch eher mal in unbekanntes Terrain.

Charaktereigenschaften bei Spinnen und Blattläusen

Auch bei den Spinnen gibt es Draufgänger und Angsthasen. Die einen preschen vor und verteidigen sich aktiv, während andere sich lieber verkriechen und zusammenknüllen. Bei den Blattläusen die ja auch unseren Honigtau produzieren, gibt es solche die sich bei Gefahr sofort fallen lassen und andere die ausharren.

Der Nutzen der verschiedenen Charaktere

Der Verhaltensökologe Isaac Planas-Sitjá von der Universität Brüssel fand heraus, dass sich Gruppen aus ängstlichen und forschen Schaben, besonders schnell einigen können. Zum Beispiel wenn wenn es darum geht ein Versteck zu wählen.

Ähnliches dürfte auch für unsere Bienen zutreffen. Auch Tautz erklärt den Nutzen der verschiedenen Charaktere anhand von Regelkreisen bei den Bienen. So besitzt ein Bienenvolk immer ein stille Reserve an Arbeitsbienen. Dadurch können die Bienen auf äußere Einflüsse flexibel reagieren. Kommt es zu einem Kälteeinbruch, können Heizbienen aktiviert werden. Werden große Nektarmengen gefunden, können Sammlerinnen akquiriert werden.

Von je mehr verschiedenen Drohnen eine Bienenkönigin begattet wurde je breiter ist das Bienenkönigin BildSpektrum an Charakteren. Das führt zum Beispiel dazu, dass auf Temperatureinbrüche nach und nach reagiert wird. Da jede Biene eine andere Schwelle besitzt, ab der sie mit der Arbeit beginnt. Ansonsten würden auf einen Schlag alle Bienen gleichzeitig heizen. Infolge der dann einsetzenden Überhitzung dann wahrscheinlich alle zum Flugloch rennen und kühlen wollen.

Das heißt die Breite des Genoms ist wichtig für die Bienengesundheit, weshalb wir bei der Bienenzucht darauf auch besonders achten sollten.

Ist der Charakter angeboren oder angelernt

Die Forscher interessieren sich hier vor allem für die Ursache der Charaktereigenschaften. Was ist angeboren und was erlernen sie im leben. Auch Tests die beim Menschen nicht durchführbar wären, lassen sich so durchführen. Zum Beispiel soziale Isolation oder Nahrungsentzug. Wie wirken sich diese Dinge auf den Charakter aus?

In den Tests zeigte sich bereits, dass aggressive Tiere mit der Zeit aggressiver wurden und ängstliche eher ängstlicher. Was darauf hindeutet, dass auch die Erfahrungen eine Rückkopplung geben. Auch für uns Menschen ist dies eine interessante Erkenntnis.

Überlebensstrategie Charakter

Der Charakter einer Person ist eine grundsätzliche Lebensstrategie führ Wiebke Schürt von der Universität Hamburg aus. Die mutigen leben nach dem Prinzip Rockstar „Kurz und intensiv“ oder englisch „Live fast, die young“ Dieser Typ versucht sich in kurzer Zeit möglichst schnell und oft zu vermehren.

Dann gibt es die Bausparer Typen. Sie setzen auf Sicherheit und Zeit. Durch ihre Vorsicht und ihr Ziel auf ein langes Leben, haben sie mehr Zeit und Ruhe für Nachkommen.

Na dann… welcher Typ bist Du 😉

imkerpate_sehr_klein


Leave a Reply

Your email address will not be published.