Jetzt im Juli/August steht ja die Spätsommerpflege an. Da behandeln viele ihre Bienen mit Ameisensäure. Ameisensäure ist eines der beliebtesten Mittel zur Varroabekämpfung. Doch Ameisensäure hat auch Nachteile bei der Behandlung gegen die Varroamilbe.
Die Nachteile der Ameisensäure
- wenn Du es beim falschen Wetter und zur falschen Zeit anwendest, entsteht Unruhe im Bienenvolk. Die Entwicklung wird gestört. Das ist insbesondere bei jungen Ablegern ein Problem. Weshalb Du diese erst später behandeln solltest. (für eine Erstentmilbung zum Beispiel bei vollständiger Brutentnahme, kannst Du Milchsäure verwenden). Achte auch auf das richtige Varroawetter.
- Zu viel Ameisensäure kann dazu führen das Honig ungenießbar wird. Weshalb sie auch nur verwendet werden darf, nachdem du abgeschleudert hast. Vorher sind eher Maßnahmen wie Drohnenrahmen schneiden oder Brutentnahme sinnvoll, insofern Du noch den Honig nutzen möchtest.
- Die Bienenkönigin stellt die Eiablage während der Ameisensäure-Behandlung meist ein. Was ein Problem ist, mit Völkern die noch Bienen aufbauen müssen. Zum Beispiel um überhaupt genug Bienen zu haben, die das Winterfutter verarbeiten. Bzw. stört es den Aufbau der Winterbienen. Bei unsachgemäßer Behandlung kann die Weisel gar verloren gehen.
- Bei Unfällen, insbesondere wenn keine Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden, kann es zu Verletzungen und Schädigungen kommen. Ein ehemaliger Imker im Verein, verlor seinen Geruchssinn, da ihm eine Flasche mit Ameisensäure im Bienenwagen umgekippt war. Zumindest hat er hier starke Schäden davon getragen.
- Der Wirkungsgrad ist abhängig vom Wetter (Luftfeuchtigkeit und Temperatur). ggf. kann sie bei besonders hohen und niedrigen Temperaturen gar nicht verwendet werden. Die Temperatur sollte zwischen 15 – 25 °C am Tag liegen.
- Ameisensäure schädigt auch den Varroaskorpion, der ggf. gegen die Milben hilft. Ich hatte als ich die kleinen gesellen in meiner Bienenbeute sichtete, die letzte Behandlung bei diesem Volk eingestellt. Es war dieses Jahr mein stärkstes Wirtschaftsvolk.
Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Ameisensäure
- Handschuhe, Schutzbrille und Atemmaske sind durchaus ratsam. Es empfiehlt sich lange Kleidung. Säurespritzer sollten mit Wasser abgewaschen werden.
- Wasser zum spülen sollte bereit gestellt werden. (mindestens 5 Liter)
- Einatmen sollte vermieden werden
Vorteile der Ameisensäure
- günstiges Varroabekämpfungsmittel
- keine Rückstände im Wachs
- wirkt physikalisch durch Verätzung und nicht als Gift, was Resistenzen unwahrscheinlich macht
- zählt zu den natürlichen Behandlungsmethoden
- (Natürlich) abgeschaut von Vögeln welche ihr Gefieder durch ein Ameisenhügelbad vor Milben schützen
- verdunstet Rückstandsfrei
Langzeitbehandlung mit Ameisensäure
Der erste Zeitpunkt für eine solche Langzeitbehandlung ist nach dem Abschleudern des Honigs. Das ist also im Juli/August. Danach sollten das Bienenvolk die Gelegenheit haben Winterbienen heran zu ziehen. Erst dann sollte die nächste Behandlung im September/Oktober folgen. Das erfolgt normalerweise nach dem Auffüttern mir Winterfutter.
Die Langzeitbehandlung hält im Bienenstock konstant eine gewisse Säurekonzentration aufrecht. Der Wirkungsgrad liegt bei etwa 90 %. Um eine möglichst gleichmäßige Verdunstung zu erreichen, kannst Du den Nassenheider Verdunster verwenden.
Verwendet werden darf in Deutschland derzeit nur 60%ige Ameisensäure (veterinär). Sie sollte gekühlt sein, wenn du sie einfüllst. Wenn es am Tag über 25°C sind, kannst Du sie nur Abends anwenden. Es sei denn es herrschen tropische Nächte, wo auch immer über 25 °C sind, dann solltest du den Bienen zuliebe besser warten.
Nach der Behandlung solltest Du kontrollieren, wie viele Milben noch fallen. Ist die Zahl noch über 10 Milben pro Tag, dann solltest du nach behandeln. Siehe auch den Beitrag Varroabehandlung.
Eine Langzeitbehandlung erstreckt sie etwa über fünf Tage.Das sind pro Zarge etwa etwa 80 ml Ameisensäure. Wovon pro Tag etwa 15-19 ml verdunsten sollten. Du kannst das nach zwei Tagen überprüfen. Der Säurestand kann an der Skala gut abgelesen werden. Verdunstet die falsche Menge musst Du den Docht größer oder kleiner machen.
Bei einem Kälteeinbruch kann die Verdunstung stoppen. Was meist nicht so schlimm ist. Allerdings sollte der Verdunster nach drei Wochen leer sein.
Bei der Anwendung des Nassenheider verdunsters, bzw. bei der Ameisensäure-Behandlung der Bienen, musst du den offenen Gitterboden schließen, das Flugloch bleibt allerdings geöffnet. Der Nassenheider verdunster darf nicht direkt am Brutnest hängen, es sollte mindestens eine Leerwabe dazwischen sein.
Viel Erfolg mit der Ameisensäure wünscht Imkerpate
Quelle: Imkern Schritt für Schritt