Ein Artikel im Dez 2015 in „Die Biene“ versetzte mich in erstaunen. Das all die letzen Jahre beherrschende Thema die Varroamilbe zu bekämpfen könnte bald richtig unwichtig werden. Denn diese Gruppe hat es scheinbar geschafft varroatolerante Bienen zu züchten.

Die Erbanlage VSH (Varroa sensitive Hygiene) im Fokus

Die wesentliche Eigenschaft der Bienen ist hierbei das Ausputzen der Milben aus der Bienenbrut. Das funktionierte selbst dann, wenn das Volk extra mit neuen Milben infiziert wurde. Dabei wurden alle Milben von den Bienen entfernt.

Amerikanische Forscher haben die Gene für die VSH eingekreist. Sechs Stellen in den Genen haben sie gefunden. Treten sie gleichzeitig auf, verstärkt sich das Putzverhalten gegen Varroamilben bei den Arbeitsbienen.

Das gezielte Ausputzen der Milben ist dabei nicht das Selbe wie die Bruthygiene Allgemein. Weshalb die Zucht gezielt auf die VSH umgestellt wurde. Dazu wurde das Verfahren der Ein-Drohn-Besamung angewandt. Denn Aufgrund der genetischen Vielfalt bei der Bienenzucht innerhalb eines Bienenvolkes wäre ein so gezieltes Züchten, wie erfordert, kaum möglich.

Gründe für Rückschläge in der VarroatoleranzzuchtVarroa Entwicklung, Varroa-Milben Entwicklung

In einem Bienenvolk herrscht unter den Arbeitsbienen eine gewisse genetische Vielfalt. Zwar haben meist alle die gleiche Mutter. Aber der Vater kann sehr unterschiedlich sein. Da die Bienenkönigin auf ihrem Hochzeitsflug von im Schnitt etwa 8 Drohnen begattet wird. Mitunter sind es auch bis zu 20 Herren.

Wenn nun eine Weisel nachgezogen wird, erwischt man

  1. nur die Gene von einem Vater und
  2. nach deren Begattung mit neuen Vätern setzt sich das Volk wieder ganz neu zusammen.

Die genetische Breite ist für das Volk sehr wichtig um sich gegen Bienenkrankheiten zu schützen. Denn wenn alle die gleichen Gene haben, hätte ein Virus leichtes Spiel. Die beschriebene „Ein Drohen Besamung“ ist deshalb auch nur aus Zucht-Gesichtspunkten sinnvoll.

Bisher hatte man oft versucht, die Bruthygiene zu verbessern. Hierzu wurde ein Bruthygiene-Test entwickelt. Dabei wird ein Teil der Brut durch die Zelle mit einer Nadel getötet. Dann wird getestet ob und wie viele Bienenlarven innerhalb einer bestimmten Zeit ausgeräumt werden.

Das Problem dabei ist wie bereits oben erwähnt, dass Bruthygiene und „Milbenhygiene“ nicht das Gleiche sind.

Die Varroatoleranzzucht kennt auch noch das SMR

SMR steht für Supressed Mite Reproduktion. Was auf Deutsch soviel heißt wie eingeschränkte Milbenvermehrung. Das Thema kam zum Beispiel schon mal bei den kleineren Wabenzellen zum tragen. So schien es hier, dass sich die Varroamilbe in zu engen Zellen schlechter Vermehren kann. Auch kürzere Schlupfzeiten stören die Varroaentwicklung.

Die SMR Eigenschaften stehen genetisch im Zusammenhang mit den VSH-Eigenschaften.


 

Die „Ein Drohn Besamung“

Drohne

Das Problem beim Bienen züchten ist, dass wir die Eigenschaften der Mutter und die des Vaters kennen wollen. Die Eigenschaften der Mutter erkennen wir über Eigenschaften des Volkes das aus ihr hervorgeht. Eigenschaften wie Sanftmut, Wabensitz und Honigleistung zum Beispiel.

Beim Vater sehen wir die Eigenschaften nicht, denn ein Volk besteht ja normalerweise aus Bienen mehrere Väter. Um die Eigenschaften der Väter genauer feststellen zu können, wurden Bienenvölker angelegt, wo alle Bienen von einem Vater stammen. Meist nur kleine Völker aber ausreichend um die Eigenschaften des Vaters feststellen zu können.

Jetzt kann per künstlicher Besamung die gewünschte Königin mit dem gewünschten Drohn kombiniert werden. So werden die Anzahl der Versuche deutlich reduziert.


 

Bienenrassen für die Versuchsreihen

Das Grundmaterial für die Züchtungen bildeten Primorski-Buckfastbienen welche Kombiniert wurden mit Importen aus Baton Rouge. Es gibt aber auch Linien die rein auf Buckfast-Bienen basieren. Die Bienenrasse Carnica scheint zumindest bei diesem Züchterverband keine Rolle zu spielen.


auf varroatolerante Bienen testen

Varroa-Milbe, Varroa destruktor
Varroa-Destruktor (Quelle: USDA -ARS)

Auch aus dem Testvorgehen können wir einiges lernen.  Bei den Tests werden im Mai aus Linien mit VSH-Eigenschaften Larven für die Königinnenzucht umgelarvt. Die jungen Weiseln werden dann mit der Ein-Drohn-Besamung begattet.

Im Juli besteht das Volk dann ausschließlich Bienen dieser Zuchtmutter. Damit sind die Eigenschaften dieses Volkes eindeutig. Jegliche Nachzuchten haben dann diese Eigenschaften, denn jedes Ei hat den selben Vater. Ohne Ein-Drohn-Besamung könnte bei der Nachzucht das Ei von einem anderen Drohn zur Befruchtung gelangen. Was andere Eigenschaften mit sich bringen würde.

Testwabe mit Brut erhalten

Beim eigentlichen Test werden die Brutwaben künstlich mit Verroamilben infiziert. Um einheitlich bestiftete Waben zu erhalten, werden dem Volk hellbraune Waben zugehängt. Nach 36 Stunden sind diese dann meist mit Eiern bestückt.

Wabe mit Milben infizieren

Wichtig ist möglichst viele Milben in unsere Testwabe zu bekommen. Dafür wird ein stark befallenes Wirtschaftsvolk ausgewählt. Durch das käfigen der Königin entsteht keine neue Brut. Dadurch sammeln sich die Milben auf den Bienen, da sie keine neue Brut haben auf die sie wechseln können. Bei den Tests waren durch das Verfahren auf 20.000 Bienen etwa 4.500 Milben.

Wird jetzt die Wabe mit der Brut aus dem Testvolk zugehängt, wechseln die Milben in diese Brut. Etwa eine Woche später beginnen die Bienen mit der Verdeckelung. Jetzt werden die Waben ohne Bienen entnommen und wieder dem Testvolk zugehängt.Die Brut schlüpft dann im Testvolk.

Auswertung des Tests

EndeEntwicklung Varroa vs Entwicklung Biene August wird bei den Testvölkern die gesamte Verdeckte Brut geprüft. Dabei wird jede Zelle geöffnet. Die VSH-Eigenschaft besteht dann, wenn bis zum 17.Puppentag keine Vermehrung der Milben stattgefunden hat.

Die Gründe können vielfältig sein. So kann es sein, dass die Milben ausgeräumt werden, oder sich schlicht nicht vermehren konnten. Das könnte durch kleine Wabenzellen, gestörte Duftkommunikation oder andere unbekannte Einflussfaktoren passiert sein.


 

Die Testergebnisse 2014/2015 zu VSH-Eigenschaften

Im Jahr 2014 schafften es 30 % der 20 Test-Völker  bis zum 17. Puppentag keine Milbenvermehrung aufzuweisen. Das waren also 6 Völker, wovon 4 für die weitere Nachzucht verwendet wurden.

In 2015 wurden diese Nachzuchten mit Buckfast gekreuzt. Bei einer Linie wurden die 100%-VSH-Völker untereinander gekreuzt.

Bei den Nachkommen zeigten sich Völker die kaum VSH-Eigenschaften aufwiesen, aber auch Völker die vollkommen ohne Milben in der Brut waren. Das geht bei diesen Völkern soweit, dass sie auch Milbenweibchen ohne Nachkommen zuverlässig ausräumen. Selbst beim Versuch diese Völker künstlich mit Milben zu infizieren, wurden alle Milben ausgeräumt. In der Bienenbrut fand sich am Ende keine Varroa mehr.

Bei einem Teil (4) der Völker wurde auch der Zustand erreicht, dass zumindest keine Milben-Nachkommen in der Brut gefunden werden konnten.

Selbst die Völker welche die VSH-Eigenschaft nur zu 75% und mehr haben, gelten als absolut nachzuchtwürdig.


 

Weiteres Vorgehen

Es muss sich zeigen, ob diese Eigenschaften sich auch durchsetzen, wenn die Bienen sich über normale Standbegattung vermehren. Denn nur dann lässt sich diese Eigenschaft gut und leicht verbreiten.

Bei ersten Tests mit Standbegattung zeigte sich, dass es möglicherweise ausreicht wenn nur einige Drohnen VSH-Eigenschaften haben. So setzt sich die VSH-Eigenschaft ggf. bereits durch, wenn nur 4-5 der bis zu 20 Begattungs-Drohnen die VSH-Eigenschaft vererben.

Dieses Projekte verbraucht von den Mitwirkenden viel Zeit und Geld. Anfragen nach Königinnen und Zuchtstoff werden vorerst nicht bearbeitet. Die Stiftung freut sich jedoch über weitere Mitstreiter.

Ansprechpartner: Paul Jungels,

www.apisjungels.lu 

apisjungels@vo.lu


 

Wir können also froh gestimmt sein, dass unsere Bienen die Varroa-Milbe bald ohne Hilfsmittel im Griff haben.

freuen wir uns auf viel Unterstützung für ARISTA imkerpate_sehr_klein

 

 


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