Sortenhonige ermöglichen es uns Imkern etwas mehr für den Honig zu verlangen. Es ist immerhin auch etwas mehr Aufwand, immer extra ein Gebiet abwandern zu müssen um einen Sortenhonig zu gewinnen. Was jedoch nicht erlaubt ist, ist einen Honig einfach als Sortenhonig zu etikettieren um einen höheren Preis zu bekommen. Ich habe das schon erlebt, dass Imkerkollegen plötzlich Lindenhonig anbieten, obwohl es im Dorf nur fünf Linden gibt und sie Standimker sind. Klar ist die Linde in ihrer Trachtzeit die auffälligste Tracht. Den Honig aber gleich als Lindenhonig zu verkaufen ist Verbrauchertäuschung und strafbar.
Sortenhonige erzeugen
Wie wir Sortenhonig gewinnen und Sortenhonig bestimmen. Definition Sortenhonig
Wenn der Nektar oder Honigtau zu mindestens 60 Prozent von einer Pflanzenart stammt, redet man von einem Sortenhonig. Diese Definition von Sortenhonig wurde in den letzten Jahren angehoben.
Nach § 3 Abs. 3 Nr. 1 der Honigverordnung darf die Bezeichnung „Honig“ nur dann durch die Angabe bestimmter Blüten oder Pflanzen ergänzt werden, d. h. eine botanische Sortenbezeichnung erhalten, wenn er vollständig oder überwiegend den genannten Blüten oder Pflanzen entstammt und entsprechende sensorische, physikalisch-chemische und mikroskopische Merkmale aufweist. Wer sich nicht an diese Sortenhonig Definition hält macht sich strafbar.
Sortenhonige bekommst Du vorrangig durch das Anwandern spezieller Trachtgebiete. Die Bienen müssen an einer Stelle stehen, wo sie vorrangig den Nektar nur einer Pflanzenart sammeln.
Dazu musst Du gut beobachten wann welche Pflanzen blühen und herausfinden wo sie dicht gedrängt stehen. Bestenfalls hast Du gute Beziehungen zu einem Landwirt, welcher Dir hier einen Tipp gibt und Dir erlaubt Deine Bienen auf sein Land zu stellen. Bei staatlichem Gebiet musst Du den zuständigen Förster aufsuchen. Hierfür ist je Volk eine kleine Gebühr fällig. Der Förster wird von Dir meist den Nachweis eines erhöhten Haftpflichtversicherungsschutzes verlangen. Bist Du einem Verein, welcher im Landesverband organisiert ist, bekommst Du dort den entsprechenden Nachweis.
In sehr beliebten Wandergebieten gibt es Wanderwarte, welche die Verteilung der Wanderbienenvölker regeln. Die Adresse des Wanderwartes erhältst Du beim zuständigen Imker-Landesverband.
Leider gibt es keine einheitliche Wanderordnung in Deutschland. Wenn Du mit den Bienen wandern willst, benötigst Du in der Regel ein Gesundheitszeugnis, welches Du dem Amtsveterinär oder einem berufenen Sachverständigem am Zielort vorlegen musst. Normalerweise genügt inzwischen, dass deine Bienen nicht aus einem „verseuchten“ Gebiet stammen, in welchem Seuchen gemeldet wurden.
Auf keinen Fall solltest Du einfach drauf los wandern. Geräts Du in ein Sperrgebiet, ( wegen einer Seuche) ist das strafbar. Durch den Untersuchungs- und Behandlungszwang, kannst Du dann auch nicht einfach wieder abwandern. Auch wenn Du in die Schutzzone einer staatlich anerkannten Belegstelle gerätst, wirst du mit einer empfindlichen Geldbuße belegt. Belegstellen sind im Allgemeinen bekannt. Die konkrete Ausdehnung erfährst Du beim Landratsamt.
Als Imker musst Du stets bedenken, dass bei Sortenfestlegung ohne vorherige Laboranalyse die Gefahr sehr groß ist, gegen die Vorschriften der Honigverordnung zu verstoßen. Diesbezügliche Fehler solltest Du, wenn Du Deinen Honig im Imker-Honigglas des D.I.B. anbietest, vermeiden!
Laboruntersuchungen werden durchgeführt von Bieneninstituten und speziellen Untersuchungsstellen.
z.B. führt das Bieneninstitut Celle solche Untersuchungen durch.
Die wichtigsten Sortenhonige und Wanderungen
Hier einmal eine Aufstellung der wichtigsten Sortenhonige. Wenn Du weißt welche Deine Bienen eintragen sollen, kannst Du gezielt nach einem geeigneten Wandergebiet Ausschau halten.
Rapshonig: Rapshonig kristallisiert aufgrund seines hohen Glukosegehaltes besonders rasch, gleichmäßig und fein aus. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die helle, fast weiße Farbe, ein schwach ausgeprägtes, dezentes Aroma sowie eine feinsteife bis zuweilen feste Konsistenz. Definitiv eine der ergiebigsten Trachten.
Kleehonig kristallisiert schnell, fein und homogen aus. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die hellbeige bis weiße Farbe, ein mild-süßes Aroma mit einem delikaten Nachgeschmack sowie eine weiche Konsistenz. Kleehonig ist eine günstige Sommertracht.
Akazienhonig/Robinienhonig Dieser Sortenhonig kristallisiert aufgrund seines hohen Fruktose- und niedrigen Glukosegehaltes extrem langsam aus. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die wasserklare, blassgelbe, zuweilen leicht grün schimmernde Farbe, ein mild-süßes Aroma sowie eine manchmal jahrelang flüssige Konsistenz. Eine hohe Ernte ist zu erwarten, wenn die Nächte warm sind.
Obstblütenhonig ist aufgrund des erhöhten Wassergehaltes anfangs dünnflüssig, wird jedoch je nach Beitracht früher oder später fest. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die zartgelbe Farbe sowie ein dezentes Aroma. Die Obstblüte ist eine gute Entwicklungstracht.
Lindenhonig weist im kristallisierten Zustand eine grauweiße, zartgelbliche bis zartgrüne Farbe auf, bei größerem Honigtau-Anteil auch wesentlich dunkler in der Farbe. Sortentypisch im sensorischen Bereich ist weiterhin das auffallend ausgeprägte, an Pfefferminze oder Menthol erinnernde Aroma, das durch Beitrachten aus Klee, Roßkastanie, Ahorn und Kreuzblütlern gemildert werden kann.
Löwenzahnhonig kristallisiert aufgrund seines hohen Glukosegehaltes schnell aus. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die intensiv goldgelbe Farbe, ein kräftiges Aroma sowie eine u. U. sehr harte Konsistenz. Das teilweise recht scharfe, penetrante Aroma nahezu sortenreiner Löwenzahnhonige wird gemildert durch Begleittrachten von z. B. Weide, Obstgewächsen und Raps. Löwenzahnhonig ist eine gute Entwicklungstracht.
Sonnenblumenhonig ist ein Sortenhonig der schnell und fein auskristallisiert. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die dottergelbe Farbe sowie ein kräftiges charakteristisches Aroma.
Heidehonig zeigt aufgrund seines kolloidalen Eiweißgehaltes eine gelatinöse Beschaffenheit – physikalisch nachweisbar durch den Thixotro- pie-Test nach Louveaux. Nach zögernder Kristallisation entsteht eine je nach Beitracht fein- bis grobkörnige Konsistenz. Als weitere sortentypische, sensorische Merkmale gelten die rötlich-braune bzw. dunkelgelbe Farbe und ein spezifisches, mit anderen Trachten nicht zu verwechselndes, herbes Aroma. Der Honig muss zum ernten gestippt werden. (siehe Melezitosehonig und Heidehonig ernten…)
Du solltest ihn auf keinen Fall in großen Mengen, als Winterfutter, im Volk belassen. Er bekommt dem Bienenmagen nicht gut. Das Sammelvolk sollte möglichst stark sein, da die späte Tracht sehr belastend ist.
Edelkastanienhonig bleibt als Sortenhonig aufgrund seines geringen Glukosegehaltes lange flüssig. Nahezu sortenreine Edelkastanienhonige zeigen als sensorische Merkmale eine braune bis rotbraune, bei gleichzeitiger Honigtautracht eine dunkelbraune Farbe sowie ein kräftiges, herbes, penetrant erscheinendes Aroma. Der fast bittere Geschmack wird gemildert durch Beitrachten von z. B. Klee, Robinie.
Tannenhonig bleibt aufgrund des niedrigen Glukosegehaltes bzw. der Summe der höhermolekularen Zucker lange flüssig. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten eine mittel- bis tiefbraune oder auch grünlich schimmernde Farbe, das würzige, harzige Aroma sowie eine zähflüssige bzw. weiche Konsistenz. Ein wichtiger Sortenhonig in Süddeutschland.
Fichtenhonig bleibt ähnlich wie Tannenhonig aufgrund seines geringen Glukosegehaltes lange flüssig. Als sortentypische, sensorische Merkmale gelten die rotbraune Farbe, das malzig-würzige Aroma sowie die zähflüssige Konsistenz.
Waldhonig ist die Haupttrachtquelle in Süddeutschland. Produziert wird der Honigtau von Blattläusen. Den Honigtau von der großen Schildlaus gibt es ab Mai. Im Juni und Juli kommen noch die Rindenlausarten dazu. Ein schöner Spätherbst im Vorjahr begünstigt die Entwicklung der Blattläuse. Durch schönes Wetter in der Begattungszeit im September gibt es deutlich mehr Eier.
In machen Regionen kannst Du weitere Sortenhonige ernten, z.B. Kornblumen, Gamander, Himbeere, Bärenklau, Weidenröschen, Rhododendron, Strandflieder, Phacelia, Weide. Dann hättest Du einen seltenen Honig für Deine Kunden. Eine entsprechende botanische Sortenbezeichnung ist gemäß den Bestimmungen des D.I.B. (II § 4, Nr. 2) zulässig, sie sollte jedoch nur nach vorheriger botanischer Herkunftsbestimmung (Pollenanalyse) angewandt werden.
Pollenwandertrachten
Es lohnt sich nicht nur für Sorten-Honig zu wandern. Es gibt auch Pollen-trachten, welche sich besonders positiv auf die Volksentwicklung und Volksgesundheit auswirken. Denn ein starkes und gesundes Volk kann auch mehr Honig sammeln. Die wichtigsten Pollentrachten sind Senf (Herbst), Klee(Sommer) und Auwälder(Frühling). In den Auwäldern gibt es viel Hasel, Pappel, Erle und Weide.
Achtung giftige Bienen-Weide
Insbesondere im Sommer gibt es einige Bienenweiden, welche Du auf keinen Fall als Massentracht bzw. Sortenhonig eintragen lassen solltest. Eine Beimischung dieser Bienenweiden ist nicht tragisch. Nur Sortenhonige davon solltest Du vermeiden. Es handelt sich um Pflanzen, welche sich durch Gifte gegen Fraßfeinde wehren. Die wichtigste Giftklasse sind dabei die Pyrrolizidin-Alkaloide (PA). Folgende Tracht-Pflanzen führen zu einem stark erhöhten PA-Anteil im Honig:
Pollen von PA-Pflanzen können einen Gehalt von 4.000 Mikrogramm PA/g haben. Im Honig kann das immer noch 5.000 Mikrogramm PA/ kg sein. Das ist ca. 100 mal höher als in normalem Honig. Versuche in den Niederlanden haben gezeigt, das PA auch im Nektar selbst vorkommt.
Da es sich bei diesen Pflanzen nicht um Kulturpflanzen handelt, kommen sie nur selten in Massen vor. Ausschließlich Borretsch wird als Kulturpflanze angebaut, was aber auch selten ist. Die anderen Pflanzen kommen höchstens auf brach liegenden Äckern vor.
Viel Erfolg mit Sortenhonigen wünscht Imkerpate