Seit den siebziger Jahren beschäftigt die Imkerei vor allem die Varroa und die Varroabekämpfung. Doch es gibt eine neue ernst zu nehmende Bedrohung in der Imkerei. Hierbei handelt es sich um den kleinen Beutenkäfer. Da bei einem Befall das Bienenvolk innerhalb von zwei Wochen zusammenbricht und der Beutenkäfer schwer zu bekämpfen ist, ist ein Befall anzeigepflichtig.
Merkmale des kleinen Beutenkäfers
Er gehört zur Familie der Glanzkäfer. Viele Glanzkäfer zählen zu den Obstschädlingen. Sie können nicht nur in Bienenvölkern sondern auch in anderen Staatenbildenden Insektenkolonien vorkommen. Zum Beispiel bei Wespen und Ameisen.
Er ist mit fünf bis sechs Millimetern etwas kleiner als die Arbeitsbiene. Mit drei Millimetern ist er recht breit. Die weiblichen Tiere sind etwas größer und schwerer als die Männchen. Es gibt auch den großen Beutenkäfer.
Der Käfer ist nach dem Schlüpfen rotbraun und wird dann dunkelbraun bis schwarz. Der Käfer kann gut fliegen.
Seine Fühler sind dreisegmentig und keulenartig. Das heißt vorne befindet sich ein kleiner Knubel. Zur Bestimmung betrachtet man die Form der Schienen (Tibien), welche breit und abgeplattet sind. Die Flügel sind mit feinen kurzenHärchen bedeckt.
Seine Eier sind etwa 1,4 Millimeter lang,weiß und oval. Damit haben sie etwa 2/3 der Größe eines Bieneneis. Teils kann man sie auch auf der Wabe in der Nähe der Bienenbrut finden. Das Weibchen legt hier meist mehrere Eier in eine Wabenzelle. Auch sonst bildet das Gelege Nester von bis zu 210 Eiern.
Die Larven werden bis zu 12 Millimeter lang und Weiß. Oft haben sie einen braunen Überzug aus Honig und Wabenresten, der abgewaschen werden kann. Sie sehen der Wachsmottenlarve zwar ähnlich, bei genauerer Betrachtung kann man sie aber gut unterscheiden. Die Larve des Beutenkäfers hat kleine Stachelreihen auf dem Rücken und einen relativ langen Kopf. Sie haben im vorderen Bereich sechs voll entwickelte Beine.
Bei Lichteinfall lassen sich die Larven von der Wabe fallen und versuchen sich in Ritzen und Spalten zu verstecken.
Anbei ein Kurzportrait des kleinen Beutenkäfers.
Welche Gefahren gehen vom kleinen Beutenkäfer aus
Die größte Gefahr geht von seinen Larven aus. Eigentlich kann der Käfer sich auch auf Obst vermehren, aber auch im Bienenvolk findet er optimale Bedingungen. Die Larven fressen den Honig, den Pollen bzw. das Bienenbrot und die Bienenbrut. Dabei werden die Waben vollkommen zerstört. Angrenzender Honig wird verschmutzt und beginnt zu gären.
Werden keine Gegenmaßnahmen eingeleitet, sterben insbesondere kleine Völker recht schnell. Bei starken Völkern wird die Brut des Beutenkäfers noch recht schnell ausgeräumt.
Verhalten und Lebenszyklus des Beutenkäfers
Der Käfer bewegt sich vom Licht weg und versteckt sich in Spalten und Ritzen der Bienenbeute. Er bevorzugt dabei Ritzen in der nähe des Bodenbrettes.
Erwachsene Tiere können bis zu 16 km weit fliegen. Die Männchen fliegen voraus, das lockt die weiblichen Tiere an. Die Paarung findet im Volk statt.
Das Weibchen legt die Eier dann in Spalten und Ritzen der Beute. Die Larven schlüpfen dann nach zwei bis sechs Tagen. Sie ernähren sich dann wie die Erwachsenen Käfer von Pollen, Honig und bevorzugt von Bienenbrut.
Die Larven bauen dabei Gänge in die Bienenwaben, was ähnlich auszieht wie bei den Wachsmotten. Die Larven benötigen 8 bis 29 Tage bis sie ausgewachsen sind. Das ist abhängig vom Nahrungsangebot. Ausgewachsene Larven haben eine Größe von 1,2 cm und treten dann ins Wanderlarvenstadium über.
Die Wanderlarve verlässt die Bienenbeute und sucht sich eine geeignete Stelle im Boden (sandig) um sich zu verpuppen. Sie legt dabei bis zu 30m zurück. Das Verpuppungsstadium dauert dann drei bis vier Wochen. Was abhängig ist vom Wetter. Jetzt schlüpft wieder ein erwachsener kleiner Beutenkäfer, der sich ggf. ein neues Bienenvolk zur Vermehrung sucht.
Der Beutenkäfer wird angezogen durch den Duft der Bienenprodukte wie Honig, Pollen und Bienenwachs und der Bienen selbst. Die Gerüche und Pheromone die der Käfer zur Orientierung nutzt werden derzeit untersucht, um ggf. Pheromonfallen aufzubauen.
Der Käfer zieht auch mit Bienenschwärmen mit. Er wurde bei Untersuchungen in Bienenschwärmen gefunden.
Der Käfer wird vier bis sechs Monate alt. Die Weibchen können in ihrem Leben ca. 1.000 Eier legen. In manchen Regionen sind fünf bis sechs Generationen pro Jahr möglich. Dabei kann ein erwachsenes Tier ca. zwei Wochen ohne Nahrung und Wasser auskommen.
Verbreitung des Beutenkäfers
Er kommt aus Afrika, südlich der Sahara. Da die dortigen Bienen mit ihm zu leben gelernt haben, stellt er dort jedoch kein so großes Problem dar. Inzwischen wurde er in Amerika entdeckt. Bis März 2003 konnte er sich auf 29 US-Staaten ausbreiten. Auch in Australien, Canada und Ägypten wurde er bereits entdeckt.
Der Beutenkäfer benötigt sandige Böden und Temperaturen über 10 °C um seinen Lebenszyklus abzuschließen. Somit wird er sich in Regionen mit Lehmböden und in kälteren Regionen nur langsam bis gar nicht vermehren. Allerdings zeigen die Fälle in Canada, das sich der Käfer auch an kältere Klimazonen anpassen kann. Er bildet dort durchaus stabile Populationen.
Teilweise gelingt es ihm sich in die Wintertraube einzuschleichen und so den Winter zu überleben. Bei Studien wurden in den USA bis zu 300 Beutenkäfer in Wintertrauben gefunden. Damit ist klar dass er auch in Europa in allen Regionen überleben kann.
Am 13. September 2014 wurde er erstmals in Europa nachgewiesen. Hier gehts zur Meldung des italienischen Gesundheitsministeriums
Derzeitige Maßnahmen zum Schutz vor dem Beutenkäfer
Es wurden in der EU Importverbote für Packetbienen und Honigbienenvölker verhängt.Bei einem Verstoß muss man mit harten Bußgeldern und im schlimmsten Fall sogar erheblichen Schadensersatzforderungen gerechnet werden. Bei 900.000 Europäischen Bienenvölkern in Europa würde hier ein großer Schadenswert zu Stande kommen.
Die Tierseuchenbekämpfungsämter bereiten sich auf etwaige Maßnahmen vor und sind umgehend zu kontaktieren.
Eine Ausrottung des Beutenkäfers ist als unwahrscheinlich anzusehen. Auch in den USA ist dieser Versuch bereits gescheitert. Alles hängt davon ab, dass er beim ersten Vorkommen entdeckt wird.
- Bienen sollten nur über verlässliche Quellen erworben werden
- beschäftigen sie sich mit dem Beutenkäfer und seinem Lebenszyklus. Es ist wichtig das jeder Imker Eier, Puppen, Larven und ausgewachsene Käfer erkennt. Sowie die von ihnen angerichteten Schäden
- Bei der Völkerdurchsicht auch auf diesen Parasiten achten
- Sich auf dem aktuellen Stand halten zur Verbreitung und zu Bekämpfungsmaßnahmen
- Imkerkollegen über den Beutenkäfer informieren
- Auch gelagerte Bienenprodukte wie Honig und Pollen müssen kontrolliert werden
Wie kann man einen Beutenkäfer-befall erkennen
Wenn Du z.B. Fraßmehl am Beutenboden entdeckst, was ähnlich aussieht wie bei einem Wachsmottenbefall, solltest Du die Waben genauer kontrollieren. Im Gegensatz zu den Wachsmotten gibt es jedoch keine Gespinste. Das Mehl entsteht jedoch nur, wenn zu wenig Honig vorhanden ist. Im Normalfall haben die Bienenwaben ein schleimiges Aussehen. Beim zerfressen der Waben entsteht auch eine Art schwarzes Mehl, was der Kot der Larven ist.
Die ausgewachsenen Maden werden zu Wanderlarven und sammeln sich dann am Boden und in den Ecken der Bienenbeute, bevor sie diese verlassen. Das heißt Du solltest immer auch einen Blick in die Beutenecke werfen.
Die Wanderlarven hinterlassen Kriechspuren auf der Beute. Dabei handelt es sich aus Reste von Kot und vergorenem Honig, den sie beim kriechen verlieren und der dann trocknet.
Honigwaben werden bei Befall stark verkotet und verschleimt. Der Honig gärt und ist unbrauchbar. Der vergorene Honigschleim läuft aus den Waben und tropft auf den Beutenboden. Die Mischung aus Larvenkot und vergorenem Honig kann man auch leicht riechen. Die befallenen Völker können an einem „fauligen“ Geruch wahrgenommen werden.
Hier findest Du ein Protokoll zur Käferbestimmung.
Hier ist eine Auflistung ähnlicher Käferarten.
Die Bekämpfung des kleinen Beutenkäfers
Die bisherigen Methoden zu Bekämpfung sind gescheitert. Es ist zudem mit Medikamenten-Rückständen in den Bienenprodukten zu rechnen. Oder mit einer Schädigung der Bienen selbst.
Was bisher gelungen ist, ist eine Einschränkung der Vermehrung des Parasiten. Man forscht derzeit an Pheromonfallen für den Beutenkäfer, da er sich stark über Gerüche orientiert.
Der Käfer kann ggf. auch abgefangen werden, wenn die Wanderlarven die Beute verlassen. Man kann hier an der Beute oder darunter Fangvorrichtungen aufbauen.
Bienen mit einer Neigung zum Verkitten mit Kittharz, wie die dunkle Bienen haben gewisse Vorteile. Da sie die Rückzugsräume der Parasiten mit Propolis verschießen. Was eine Strategie der afrikanischen Bienen ist. Die afrikanischen Bienen schließen die erwachsenen Käfer dann auch in Propolisgefängnisse ein.
Auch Völker mit sehr gutem Putzverhalten, werden die Eier und Larven des Käfers schnell ausräumen.
Zusammenfassung der Maßnahmen:
- Das wichtigste Instrument zur Vermeidung einer Verbreitung ist dafür zu sorgen, dass alle Völker ausreichend stark sind. Da sie den Beutenkäfer dann rechtzeitig ausräumen und an der Vermehrung hindern.
- Standorte mit lockerem sandigen Böden meiden, da sich die Käfer hier besonders gut verpuppen können.
- entnommene Honigwaben unmittelbar schleudern, damit der Käfer sie nicht zur Vermehrung nutzen kann. Bei der Lagerung sollte entweder die Luftfeuchte unter 50 Prozent sein oder die Temperatur unter 10 °C
- Gelagerte Waben sollten regelmäßig untersucht werden
- Keine Waben, Rähmchen oder Entdeckelungswachs liegen lassen
- Wanderlarven können durch einfrieren oder durch Seifenlauge vernichtet werden
- Befallene Völker nicht füttern
- chemische Mittel stehen nicht zur Verfügung
Hier findest Du Bilder und Beschreibungen zum kleinen Beutenkäfer
Viel Erfolg beim Bestimmen und Bekämpfen des kleinen Beutenkäfers wünscht Imkerpate