Bei meinen Recherchen zu Rähmchen bin ich in einem Forum auf eine interessante Diskussion gestoßen. Die ging um die Größe der Wabenzellen und deren Wirkung gegen Bienenkrankheiten. Insbesondere ging es um Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroa-Milbe und das züchten einer resistenteren Bienenrasse.
Da es eine biologische Maßnahme ist die ohne Medikamente arbeitet, müssen so später keine Rückstände im Bienenwachs oder anderen Bienenprodukten befürchtet werden.
Warum kleine Wabenzellen verwenden
Im Wesentlichen geht es dabei um die Zeit, welche die Bienen für ihre Entwicklung benötigen. In kleinen Zellen entwickeln sich die Bienen schneller. Damit geben sie der Varroamilbe ein kleineres Zeitfenster ihren Entwicklungszyklus abzuschließen. Ohnehin bevorzugt die Varroamilbe eher Drohnenbrut, da hier die Entwicklungszeiten länger sind. Die Drohne braucht für ihre Entwicklung normalerweise 24 Tage im Gegensatz zur Arbeitsbiene mit 21 Tagen. Die Milben präferieren die Drohnenbrut daher um das achtfache.Die Bienenkönigin ist mit 16 Tagen am wenigsten gefährdet.
Durch kleine Wabenzellen ist es möglich die Entwicklungszeit der Arbeitsbiene auf 20 Tage zu verkürzen. Was einen gewaltigen Effekt haben kann, wenn man den Entwicklungszyklus der Milbe daneben legt.
Die Enge in der Zelle hat auch einen Effekt auf die Bewegungsfreiheit der Milben in der Zelle. Es gibt in der Zelle einen Vermehrungstreffpunkt (Kothaufen der Muttermilbe) und einen Futterpunkt (Saugstelle, welchen die Muttermilbe geschaffen hat). Die Milben pendeln zwischen diesen Punkten hin und her. Ist die Zelle sehr eng, können sie sogar von der sich bewegenden Bienenlarve zerquetscht werden. Mitunter reicht aber schon die Bewegungseinschränkung, damit die Begattung nicht stattfinden kann.
Anbei mal eine schematische Tabelle. Ich habe mir hier erlaubt mit Tagen zu rechnen, statt mit Stunden. Wer möchte kann das ganze auch mit Stunden ausrechnen. Ich habe sie dazugeschrieben. Rechnet man mit Stunden dürfte eher die 4. Tochtermilbe statt die 3. Tochtermilbe ihre Entwicklung nicht abschließen können. Allerdings ist hier auch nicht berücksichtigt, dass die letzte Tochtermilbe meist nicht ausreichend Zeit für die Begattung hat. Wird sie nicht ausreichend begattet, bleibt sie unfruchtbar.
Wissenschaftliche Studien zeigen das pro Muttermilbe im Mittel 1-1,5 fortpflanzungsfähige Tochtermilben auf der Arbeiterbiene entstehen. (Donzé 1998). Bei Drohnenzellen sind es 2-2,2 fortpflanzungsfähige Tochtermilben (Martin 1995, Oldroyd 1999).
Wenn also eine Tochter weniger schlüpft dürfte das die Zahl der fortpflanzungsfähigen Tochtermilben bei Arbeitsbienen fast bis auf eine herunter drücken. Was fast eine stagnierende Population bedeuteten würde. Die geringste Bekämpfung der Milbe durch die Bienen, würde die Varroa in Schach halten.
Anbei mal eine Tabelle wie viele Milben entstehen würden, wenn 2, 3 oder 4 befruchtete Tochtermilben entstehen würden. Dabei habe ich ausser acht gelassen, das jede Mutter-Milbe etwa zwei bis drei mal Eier legen kann. Es geht hier eher darum mal ein Gefühl zu bekommen, wie Groß der Effekt ist.
Tendenziell sind 12 Vermehrungszyklen im Jahr unwahrscheinlich, da die Milbe meist auch wieder bis zu 20 Tage benötigt um in eine neue Zelle zu schlüpfen. Da sie ca. 15 Tage in der Zelle zubringt und die Bienen eine Brutpause einlegen, dürften nur etwa 10 Zyklen möglich sein.
Hier schlägt halt der berühmte Zinseszins-Effekt zu. Auch zu beachten ist, dass die Vermehrung der Varroa bei niedrigen Befallsraten auf Inzucht basiert. Die Inzucht wird nur vermieden, wenn mehrere Milbenweibchen in eine Zelle gelangen. Was bedeutet, dass bei niedrigen Milbenpopulationen auch die Krankheitsanfälligkeit der Milben steigt.
kleine Zellen senken Bienenkrankheiten ganz allgemein
Ein anderer Aspekt ist, dass die Bienenlarven durch unpassende Zellgrößen einem höheren Stress ausgesetzt sind. Die Beobachtungen von Dee Lusby zeigen, dass auch andere Bienenkrankheiten deutlich zurück gehen, wenn die Wabenzellen die richtige Größe haben.
Das Problem mit der Größe der Wabenzellen
Problem bei Mittelwänden
Als die Mittelwände entwickelt wurden, wollte man vor allem große Bienen haben. Man hat damals die Zellen daher auch etwas größer gemacht. Die Schlussfolgerung war, größere Bienen sammeln mehr Honig und sind gesünder. Die Zellen sind auf ein Maß von um die 5,4 mm ausgerichtet. Was aber nicht das einzige Problem ist.
Ein anderes Problem liegt in der Produktion der Mittelwände. Es gibt gegossene Mittelwände und gewalzte Mittelwände. Gerade bei den gewalzten Mittelwänden kommt es vor, dass Höhe und Breite der Zellen voneinander abweichen. Die Zelle ist also nicht ganz gleichmäßig. Untersuchungen zeigen hier unterschiede von bis zu 0,3 Millimetern.
Dee (Dee Lusby ist ein Imker aus Arizona der einen Zusammenhang zwischen Zellgröße und Bienengesundheit entdeckte) hat beobachtet, dass die Bienenkrankheiten ab einem Fehler unter 0,15 Millimetern verschwinden. Ob es dazu tragbare wissenschaftliche Studien gibt weiß ich nicht.
Eine Gruppe in LaPalma arbeitet seit Jahren nach seinen Erkenntnissen und sie haben angeblich besonders ressistente Bienen. Sie arbeiten mit der dunklen Biene.
Problem bei Naturbau
Auch wenn Du Deine Bienen Naturbau errichten lässt, kann es aufgrund der Rähmchenmaße vorkommen, dass sie die Zellen nicht so klein bauen können wie sie gerne würden. Das hängt mit der Bautraube der Bienen zusammen. Desto höher die Wabe ist, desto spitzer wird die Bienenkette nach unten hin. Dadurch steigt der Druck nach innen und die Zellen werden kleiner.
Da bei uns die Rähmchen aber eher breit statt hoch sind, werden die Zellen automatisch größer. Übrigens sind bei Naturbau die Zellen ab unteren Ende meist auch etwas größer als die weiter oben.
Auch die Bienenrasse spielt für die Zellgröße eine Rolle. Die amerikanischen Studien wurden vor allem mit wild lebenden Bienen gemacht. In unseren breiten entspricht das am ehesten der Rasse der dunklen Biene. Es gibt aber nicht mehr viele reinrassige Bestände.
Auch die Wärme hat einen Einfluss auf die Zellgröße. Für kleine Zellen muss es möglichst Warm sein. Das bedeutet das Bienenvolk muss möglichst stark sein. Daher lohnt es sich beim vermehren auf Kunstschwärme zu setzen, deren Stärke Du beeinflussen kannst. Zudem bringt es einen Vorteil für schwarmträge Bienen.
Grundsätzlich sei hier angemerkt, dass Naturbau alleine kein Garant für kleine Wabenzellen ist.
Probleme beim heruntersetzen der Zellgröße
Das Hauptproblem bei kleinen Zellen ist, die Bienen dazu zu bekommen kleine Zellen richtig anzulegen. Was bisher einem größerem Umschwung in diesem Bereich wohl im Wege steht.
Dabei wird zum Teil mit Kunstwaben gearbeitet, um die Bienen daran zu gewöhnen. Dann kommt der Schritt auf Naturbau zu wechseln. Aber in jedem fall darf nicht gleich auf 4,9 gegangen werden, sondern es muss Schritt für Schritt verkleinert werden.
Zum messen der Zellgröße nimmst du einen Zollstock und mißt 10 Zellen von Wandmitte bis Wandmitte. Das gefundene Maß durch 10 teilen, dann kommt das Zellenmaß raus. Das ist die Übereinkunft wiedie Zellen gemessen werden.
Vertreter der kleinen-Zell-Theorie
Es gibt verschiedene Imker die diese Theorie verfolgen. Die meisten behaupten die Bienen nicht mehr behandeln zu müssen. Man darf hier aber nicht vergessen, dass es auch Gegenstimmen gibt. Zum Beispiel konnte in wissenschaftlichen Test von Mia Davidsson in Schweden und Michelle Taylor in Neuseeland kein Unterschied festgestellt werden. Was aber auch auf die Umstände der Tests zurückgeführt werden könnte.
Hier mal die wichtigsten Vertreter:
Eric H. Erickson aus den USA hat seine Bienen auf 5.1 mm Zellen gesetzt und Vorteile festgestellt.
Dee and Ed Lusby aus den USA (Tucson Arizona) die auf 4.9 mm Zellen imkeren. Nach ihrer Meinung ist es vor allem der frühere Schlupfzeitpunkt, welcher die Milben in Schach hält. Dennoch treten auch hier hin und wieder größere Milbenpopulationen auf. Er schaffte es dass seine Bienen nach 19 Tagen schlüpften.
Dennis Murrell aus Wyoming ist es in seiner Imkerei gelungen die Bienen auf 4,9 mm Zellen zu züchten. Auch beim Wechseln der Königin, wird hier die Zellgröße beibehalten. Seine Völker leben mit einer geringen Varro-population das ganze Jahr über.
Roger White hält die Bienen mit kleinen Zelle extra und betreibt eine starke Zuchtauslese. Bei erhöhtem Varroa-Druck schneidet er die Drohnenbrut aus.
Thomas Kober ist ein Deutscher Vertreter der seit 2002 versucht die Zellgröße zu senken. Im ersten Jahr verlor er 3/4 seiner 200 Bienenvölker. Aber auch er setzt auf 4,9 mm große Zellen. In 2004 hatte er noch 30 % Winterverluste.
Hans-Otto Johnsen ist ein norwegischer Imker. Er imkert mit der Elgon bee. Auch er hat seine Zellgröße herunter geregelt und behandelt seine Bienen nicht. Er brachte mit seiner Betriebsweise 600 seiner 700 Völker über den Winter. Wobei 26 Völker durch Rinder verloren gingen und 7 durch einen umgefallenen Baum.
Wie sicher funktioniert diese Betriebsweise ? Was beeinflusst den Erfolg?
Bisher scheinen die Erfolge in Deutschland geringer zu sein, als in anderen Staaten. Es ist noch zu untersuchen, auf welche Einflussfaktoren dies zurückzuführen ist. Mir persönlich würde da die Bienenrasse einfallen. Sowohl in Amerika als auch in Schweden wurde hier mit Variationen von Wildbienen, bzw. der dunklen Biene gearbeitet.
Weitere Probleme liegen in der Anwendung von Varroaziden (Varroabekämpfungsmitteln) und Pestiziden in der Umwelt. Beide verlängern die Entwicklungsdauer der Bienenlarven. Was dem Effekt der Zellverkleinerung entgegenwirkt.
Auch als wichtig erweisen kann sich die Länge der Brutfreien Zeit im Winter. Wobei dies zum Teil züchterisch zu beeinflussen ist.
Was auch eine Rolle spielt ist der allgemeine Bee-Abstand (siehe Artikel zu Rähmchen) er sollte auf 32/33 mm reduziert werden.
Nicht zu vergessen ist, dass es bei denen die hier Erfolgreich arbeiten nicht nur um die Zellgröße geht. Sie haben oft ihre Betriebsweise weitreichend verändert. Nur die Zellgröße zu kopieren reicht da nicht aus.
Hier noch ein Link zu Kritischen Stimmen zur Zellgröße.
Viel Erfolg mit kleinen Zellen wünscht Imkerpate.
1 Response to "durch kleine Wabenzellen Varroa und Bienenkrankheiten bekämpfen."
Hi,
zumindest die Gruppe um Thomas Kober hat aufgegeben (er lebt übrigens auch nicht mehr) und ist somit eine schlechte Referenz zu dem Thema.
Hier der Bericht eines Mitstreiters von Thomas Kober.
http://blog.apis-mellifera.de/?p=775
Grüße
Janos