Bei Bienenwachs muss ich immer an den Spruch aus einem Buch denken. „Stell dir vor Du bist ein Bauarbeiter und schwitzt deine Ziegel einfach aus dem Bauch heraus.“ Genau so stellen die Bienen das Wachs her. Die Arbeitsbienen produzieren es in ihren vier paarigen Wachsdrüsen am Hinterleib. Beim Ausschwitzen ist es noch flüssig und wird an der Luft trocken und bildet kleine Plättchen.
Wie wird aus Bienenwachs eine Wabe?
Bienen die 13-18 Tage alt sind, können am meisten Wachs produzieren. Jetzt sind ihre Wachsdrüsen am besten entwickelt. Die größte Wachsproduktion im Bienenvolk ist bei guter Tracht im Mai und Juni. Der Imker gibt den Bienen durch einen Trick den Wabenbau vor. Dafür bestückt er die Wabenrähmchen mit Mittelwänden. Das ist ein Wabenvordruck, der von den Bienen ausgebaut wird.
Einige Wabenrähmchen bleiben dabei leer. Dort bauen die Bienen dann vor allem Waben für Drohnenbrut hinein. Hängt der Imker gar keine Rähmchen ein, dann bauen die Bienen Wildbau.
Die Bienen bauen die Wabenzellen eigentlich rund, dann erwärmen sie das Wachs. Durch einen physikalischen Effekt entsteht dann die sechseckige Form. Die gegenüberliegenden Zellen einer Wabe liegen leicht versetzt. Beim Bau werden die Wachsplättchen vom Hinterleib genommen und an den Zellwand geklebt. Damit die Wabe gerade wird bilden die Bienen eine Bautraube. Durch ihr eigenes Gewicht entsteht eine Art Lot.
Wieviel Wachs kann man Bienenvolk produzieren?
Es gibt Angaben, dass pro 100 kg geerntetem Honig und natürlich auch abhängig von der Betriebsweise 1 bis 1,5 kg Wachs anfallen.
Pro Wabe (je nach Maß) kann man mit 100-130 Gramm rechnen. Da normalerweise pro Jahr ca. 6 Waben einer Zarge getauscht werden, hat man hier schon etwa ein 600g. Was bei einer Durchschnittlichen Ernte von 50Kg Honig pro Volk in etwa hinkommen würde. Pro Volk und Jahr kannst Du also etwa mit 500-800 g Bienenwachs rechnen.
Beeinflussende Faktoren sind z.B. das Schneiden von Drohnenbrut zur Varroabekämpfung und das anschließende einschmelzen der Waben. Auch die Verwendung vom Entdeckelungswachs und von Wildbau und Wabenresten haben hier einen Einfluss.
Übrigens benötigt ein Bienenvolk Schätzungen zufolge etwa 1,5 – 6 kg Honig um 1 kg Wachs zu produzieren. Deshalb sollte man in den Honigraum auch unbebrütete Leerwaben geben und nicht nur Mittelwände, wenn man mehr Honig ernten möchte. In jedem Fall ist der Honig mehr Wert als das Wachs.
Wie wir Bienenwachs gewinnen
Um das Bienenwachs zu gewinnen, schmelzen wir die Waben ein. Auch das Entdeckelungswachs was bei der Honigernte entsteht, kann eingeschmolzen werden. Zum Einschmelzen gibt es verschiedene Verfahren.
Für kleine Imkereien mit wenigen Bienenvölkern (etwa 3-4) reicht ein Sonnenwachsschmelzer aus. Hierbei werden die Waben mit Hilfe der Wärme der Sonne eingeschmolzen. Dieser Weg ist Energiesparend, aber mitunter etwas Zeitaufwendiger und vor allem Wetterabhängig.
Eine sehr alte Art der Wachsgewinnung ist das Kochen bzw. erhitzen der Waben. Dabei lösen sich die Waben in ihre Bestandteile auf. Die einzelnen Komponenten wie Honig, Wachs und Pollen bilden dann schichten und können dann getrennt werden.
In der moderen Imkerei werden hier technische Geräte eingesetzt um Waben einzuschmelzen. Eine der wichtigsten Methoden ist das Schmelzen der Waben mittels Wasserdampf. Die Geräte werden Dampfwachsschmelzer genannt. Der Qualitätsstufen und Größen gibt es hier dann wieder sehr viele. Es gibt hier Dampfwachsschmelzer die mit Gas betrieben sind und welche die mit Strom betrieben sind. Die Bienenwaben kommen hier also in das Gerät und der heiße Wasserdampf wird zugeleitet. Das geschmolzene Wachs sammelt sich dann in einem Sammelgefäß.
Ggf. wird das Wachs dann noch gefiltert. Je nach Dampfschmelzervariante muss es am Ende zusammen mit heißem Wasser langsam abkühlen. Dann setzen sich Schwebteile bei aushärten meist zwischen Wasser und Wachs ab. Diese können dann mit einem Messer abgeschabt werden. Für das Reinigen von Bienenwachs werde ich ggf einen eigenen Beitrag schreiben…
Die Geräte zum Schmelzen sollten aus Edelstahl oder Kunststoff sein. Da sich bei anderen Metallen kleine Bestandteile lösen und das Wachs dunkel verfärben würden.
Die Bienenwachs Qualität
Die Beste Qualität hat Bienenwachs aus Entdeckelungswachs und unbebrütetem Wildbau. Dieses Wachs ist besonders Hell und mild wohl riechend. Es wird aufgrund seine hohen Qualität auch gerne vom Imker wieder eingesetzt um Mittelwände (Wabenvordrucke) herzustellen. Für die Bienenhaltung spielt hier eine Große Rolle, das in unbebrütetem Wachs keine Erreger für Bienenkrankheiten übertragen werden können. Diese Erreger sind für den Menschen normalerweise absolut ungefährlich aber eben nicht für die Bienen. Dieses Wachs wird auch oft im Sonnenwachsschmelzer eingeschmolzen.
Die zweitbeste Qualität hat Bienenwachs aus unbebrüteten bis wenig bebrüteten Honigwaben oder auch Leerwaben oder Pollenwaben. Dies kommt aber eher selten vor, da der Imker diese Waben den Bienen im Folgejahr zum bebrüten gibt. Dieses Wachs ist etwas dunkler, aber immer noch hell. Hier hat man meist den intensivsten und angenehmsten Bienenwachsgeruch.
Die drittbeste Qualität, zumindest aus Imkersicht, hat Bienenwachs von bebrüteten Waben oder Pollenwaben. Dieses Wachs möchte der Imker nicht wieder in den Wachskreislauf bringen, daher wird es meist für die Kerzenherstellung verwendet. Es ist das dunkelste Wachs. Der Geruch ist auch hier sehr intensiv. Kann jedoch je nach Qualität der eingeschmolzenen Waben auch leicht unangenehm sein. Stinken wird es aber nicht. Dieses Wachs wird auch oft gebleicht. Dann sieht es Qualitativer aus. Dann ist es für die Herstellung von Mittelwänden aber nicht mehr zugelassen.
Im Wachs sind auch Bestandteile von Honig, Propolis und Pollen gelöst. Da diesen Bienenprodukten heilsame Wirkungen nachgesagt werden, kann diese auch im Bienenwachs erwartet werden. In diesem Fall eignet sich Wachs aus bebrüteten und Pollenwaben eigentlich besser, da hier die Konzentration dieser Stoffe höher sein sollte.
Bienenwachs Preis. Bienenwachs verkaufen. Wie wertvoll ist es?
Ich tausche die größte Menge meines Wachses gegen neue Mittelwände ein. Beim Wachs kommt es darauf an, ob es Rückstandsfrei ist. Das kann im Labor untersucht werden. Oder du bist zertifizierter Bio-Imker, dann sind die Preise gleich wesentlich höher.
Der günstigste Preis unter Freunden ist 3 Euro pro Kg. Das Maximum ist zu Pastillen umgearbeitetes, gereinigtes und Rückstandsfreies (bescheinigt) Bienenwachs für 17 Euro das Kilo. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen bei 7- 8 Euro pro Kilo. Die sind mit Bescheinigung natürlich einfacher zu bekommen als ohne.
Eine einfache Variante das Bienenwachs aufzuwerten, ist es zu Kerzen oder Figuren zu verarbeiten. Dann beginnt der Preis bei etwa 17 Euro pro Kilo. Ich habe sogar Produkte gefunden mit bis zu 260 Euro pro Kilo. Im Durchschnitt hatten die Produkte etwa einen Wert von etwa 25-30 Euro pro Kilo.
Was ist mit „Rückstände im Bienenwachs“ gemeint
Aufgrund der seit den 70er Jahren eingeschleppten Varroamilbe, wurden die Bienen mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Diese Medikamente können als Rückstände im Bienenwachs verbleiben. Ein Medikament mit sehr starken Rückständen ist Perizin. Es wird daher kaum noch eingesetzt. Die meisten Imker haben ihr Varroabehandlungskonzept inzwischen auf Rückstandsfreie Medikamente umgestellt. Aber ein Teil der Medikamente befindet sich noch immer im Wachskreislauf.
Der Wachskreislauf beim Bienenwachs
Eingeschmolzenes Bienenwachs wird vom Imker wieder verwendet um Mittelwände herzustellen. Das sind die Wabenvordrucke, die verwendet werden, damit die Bienen nur Arbeiterinnenzellen anlegen. Was bedeutet, dass ein Teil der Wabe immer auch aus alten Waben besteht. Um Rückstände möglichst zu vermeiden und zu reduzieren ist man inzwischen dazu übergegangen, für die Mittelwände vor allem das Entdeckelungswachs zu verwenden.
Da nicht alle Imker diese Mittelwände herstellen können, geben sie ihr eingeschmolzenes Bienenwachs ab und erhalten im Gegenzug Mittelwände. Die Umarbeitung übernehmen spezielle Aufbereiter, welche das Wachs filtern und auch desinfizieren, damit sich keine Krankheiten verbreiten können. Bei dieser Aufbereitung werden jedoch keine Medikamentenrückstände heraus gelöst.
In der Bioimkerei muss das Wachs der Mittelwände nachgewiesenermaßen aus einer Bioimkerei stammen. Bzw. genügt es das eigene Wachs zu verwenden.
Bienenwachskerzen selber ziehen
Wie schon erwähnt wertest du dein Wachs deutlich auf, wenn Du daraus Bienenwachskerzen herstellst. Dabei gibt es drei grundsätzliche Möglichkeiten. Das Bienenwachskerzen ziehen und das Bienenwachskerzen gießen und die Kerzenherstellung aus Mittelwänden.
Beim Ziehen wird der Docht immer wieder in das erhitzte Wachs getunkt. Bis die Kerze die gewünschte Dicke hat. Das Verfahren ist etwas aufwendig, erzeugt aber recht schöne Kerzen.
Dabei musst Du darauf achten den richtigen Docht zu verwenden. Es gibt verschiedene Dochtstärken. Bei einer Kerze von 20 mm Durchmesser sollte der Docht die Stärke 1 haben. 2 bei 30 mm, 3 bei 30 mm, 6 bis 50 mm und 10 ab 60 mm.
Auch muss der Docht richtig in die Kerze. Der Docht hat ein Felchtmuster in V-Form. Das V muss nach oben offen sein. Ansonsten wird die Kerze nur schlecht brennen.
Beim Gießen wird das Bienenwachs auf etwa 75 °C erhitzt. Dann wird es in Kautschukformen gegossen in die der Docht vorher eingespannt wurde. Diese müssen dann langsam abkühlen. Die Silikonkautschuk-Gußformen kann man sogar selbst herstellen.
Bei der Kerzenherstellung aus Mittelwänden, wird der Docht in eine erwärmte Mittelwand gelegt und aufgerollt. Diese Methode ist wohl die schnellste der drei hier vorgestellten.
Inhaltsstoffe von Bienenwachs
Es besteht im Wesentlichen aus Palmitinsäureester (86%) und Cerotinsäure(14%). Ansonsten sind darin auch Pollen und Propolis gelöst.
Bienenwachs selbst entkeimen
Diese Maßnahme dürfte selten notwendig sein. Aber um Sporen im Bienenwachs abzutöten, kannst Du es in einen geeigneten Top geben und auf 140 °C erhitzen. Es braucht dann etwa eine halbe Stunde um auf 120 °C herunter zu kühlen. Dies tötet die gefährlichen Faulbrutsporen ab.
Viel Freude mit deinem Bienenwachs wünscht Imkerpate
4 replies to "Bienenwachs. Wirkung, Gewinnung und wie Du Qualität erkennst."
hier passt das Thema besser:
Hallo,
mich würde einmal interessieren, bei welcher (minimalen) Temperatur und über welche Mindestdauer (Haltezeit) dieser Temperatur Bienenwachs steril gemacht werden kann, ohne dass ein Hitzeschaden am Wachs, im Sinne der Weiterverwendung zu Mittelwänden,entsteht.
Ich glaube nicht das man das Wachs mit Hitze vollkommen steril bekommt, wenn man auch noch Hitzeschäden vermeiden möchte. Die Frage ist was man Abtöten möchte. Botulismussporen werden abgetötet, wenn für mindestens sechs Minuten 80 Grad (Quelle Wikipedia) herrschen. Da dies die gefährlichsten Erreger sind, würde ich mich danach richten.
Ein Hitzeschaden im Sinne zur Weiterverarbeitung von Mittelwänden entsteht dabei auch nicht. Normalerweise werden ja Waben mit Dampfwachsschmelzern ausgeschmolzen, und Wasserdampf hat ca. 100 °C was also zur Desinfizierung ausreicht.
vielen Dank für die Antwort. ich wollte mich im Forum registrieren, hat aber nicht so recht geklapp – versuche es noch mal.
Danke für den Hinweis