Wenn wir jetzt im Oktober in die Beuten sehen, bekommen ein gutes Bild davon ob die Varroabehandlungen, Einfütterungen und Ablegerbildungen erfolgreich waren. Bei meiner Durchsicht habe ich mich auch dazu entschieden zwei schwächere Ableger noch zusammen zu legen.
Früher konnte ich mich meist nicht durchringen, die Völker im Herbst zu vereinigen. Ich hatte irgendwie immer das Gefühl ein Bienenvolk zu verlieren. Auch tat mir die Bienenkönigin sehr leid. Irgendwie wollte ich die Verantwortung für ihren Tod nicht übernehmen.
Lieber starke Völker überwintern als Schwächlinge retten.
Die letzten Jahre haben mir aber gezeigt, dass der Rettungsversuch der schwachen Völker meist mehr Probleme brachte. Wenn eines zusammenbrach, wurden oft auch Nachbarvölker in Mitleidenschaft gezogen. Die letzten überlebenden Bienen eines zusammenbrechenden Volkes suchen oft Zuflucht bei den Nachbarn. Bricht das Volk zusammen, dann verbreiten sich jedoch oft auch Bienenkrankheiten. Diese werden dann auf die Nachbarn übertragen.
Kommen die Völker nur gerade so durch, dann fehlt die erste Honigernte. Auch die Ablegerbildung fällt dann aus. Ebenso ist eine Zuchtbewertung nicht drin.
Bienenvölker zusammen überwintern
Ich wurde jetzt gefragt, wie man Völker gemeinsam überwintern kann. Im Konkreten ging es darum die Völker übereinander zu überwintern. Schon die Imker früherer Zeiten, haben sich hier viele Gedanken gemacht. Die Bienentrauben sollten sich gegenseitig wärmen. Hier gibt es neben dem vertikalen Stapeln, das horizontale nebeneinander als auch beides in Kombination.
Wenn Bienenvölker zusammen überwintern dann hat das verschiedene Vorteile.
- Sie können sich gegenseitig wärmen
- Sie benötigen dann weniger Winterfutter
- bricht ein Volk zusammen/ stirbt die Weisel, können die restlichen Bienen bei einem anderen Volk unterkommen
- Es kommen mehr Königinnen über den Winter, was theoretisch bedeuten würde, es kann schneller mehr Bienenbrut erzeugt werden.
- Man kann besonders wertvolle Bienenköniginnen über den Winter bringen.
Da sich hier keine Technik wirklich durchgesetzt hat, sind diese Vorteile zum Teil eingebildet, zum Teil auch einfach sehr Risikobehaftet.
kritische Betrachtung die Bienenvölker zusammen zu überwintern:
Was das gegenseitige Wärmen angeht, scheint es oft überschätzt zu werden. Auch wenn sich hier einige noch streiten. Die Bienen am Rand der Bienentraube sind oft schon so kalt, dass sie verklammen würden, wenn sie nicht wieder ins Innere aufgenommen werden würden.
Der Verbrauch des Winterfutters wird durch viele Faktoren beeinflusst, die meisten davon haben mehr Auswirkungen als das gemeinsame überwintern. Wem es darum geht, der isoliert die Bienenbeuten. Was den Nachteil bringt, dass die Brutfreie Zeit kürzer wird und damit der Varroa Vorschub geleistet wird. Andere Faktoren sind übrigens…Bienenrasse, Standort, Außentemperatur, Bienenkrankheiten, größe der Bienentraube, Brutverhalten)
Und machen wir uns nichts vor. Bricht ein Volk bei Kälte zusammen, dann wandern die Bienen nicht zur anderen Bienentraube. Die Arbeitsbienen sind dann meist so klamm, dass sie diesen Sprung nie schaffen würden. Oft sterben schon kleinere Bienengruppen, wenn sie innerhalb eines Volkes den Anschluss an die Traube verpassen. Damit sich die Bienen zusammenfinden, braucht es schon gutes Wetter. Noch besser ist da Brut, doch dass spielt erst im Frühjahr wieder eine Rolle. Und wenn der Weg zum anderen Volk so leicht wäre, dann würde es ggf. auch leicht Ärger zwischen den Völkern geben.
Wenn alles gut geht, bekommen wir tatsächlich mehr Königinnen über den Winter. Das lohnt sich in dem Fall, dass es besonders wertvolle Zuchtköniginnen sind. Hier gehen wir aber ein Risiko des Verlustes aller schwacher Völker ein. Und Risiken treten ein. Die Variante ist also nicht sicher genug um die Verluste zu kompensieren.
Die Erwartung das mehr Königinnen mehr Brut bedeuteten, heißt zudem auch nicht. Der begrenzende Faktor im Frühjahr ist nicht die Eiablagefähigkeit der Königin, sondern schlicht die Bienenmasse bzw. die Fähigkeit die Temperatur zu halten. ggf. noch das genügend Winterfutter da ist. Eine Königin kann locker so viel wie zwei legen, wenn es das Bienenvolk hergibt.
Knackpunkte wenn wir Bienenvölker gemeinsam überwintern wollen
Nun es gibt dennoch unerschrockene Imker und Versuche die richtige Technik zu finden. Vielleicht gibt es ja bald doch die ultimative Überwinterungsmethode.
Dazu hier ein paar Punkte die wichtig sind beim Zusammenlegen der Bienchen.
- Soll nur Wärme ausgetauscht werden oder auch Bienen?
- Darf die Wärme über der Bienentraube entweichen?
- stechen sich die Bienenköniginnen gegenseitig ab?
- Wohin kommt überall ein Flugloch?
- Darf Metal (Absperrgitter) verwendet werden (Kälteleitend)
- Gibt es Ansteckungsgefahren durch Krankheiten?
- Wie und Wann wird später wieder Platz erweitert?
Nur Wärme oder Bienen austauschen?
Meine persönliche Meinung… Der Bienenaustausch funktioniert nur mit Brut. Möglichst mit einem wachsenden Brutnest. Weshalb das eigentlich eine Frühjahrsmethode ist. Dort wird sie auch empfohlen und angewandt. Zur Überwinterung scheint sie mir nicht zu taugen. Nur mit Glück rettet das mal ein Volk, wenn viele gute Umstände zusammenkommen.
Das bedeutet zumindest bis zum Frühjahr ist vor allem der Wärmeaustausch entscheidend. Hier eignet sich ein Absperrgitter aus Kunststoff oder Holz. Da sonst durch die Kälteleitfähigkeit von Metal eher Kälte in die Wintertraube geleitet würde, statt das es beim Wärmen hilft.
Wärme steigt nach oben, auch im Bienenstock
Setzt man zwei Völker übereinander und zieht keine Zwischenebene ein, dann hat das untere Volk kein rechtes Dach über dem Kopf. ggf. ziehen die Bienen dann auch von alleine nach oben. Ich habe jetzt gerade keinen Hinweis aus der Literatur dazu parat. Für mich erscheint es aber gerade logisch, dass das untere Bienenvolk dann im Nachteil ist, da die Wärme einfach nach oben aufsteigt.
Das gegenseitige Abstechen der Bienenköniginnen verhindern
Da es nur um den Wärmeaustausch geht, reicht hier ein Absperrgitter. Auch dünne Gaze aus Kunststoff wäre geeignet.
Wohin mit dem Flugloch?
Je nachdem was man erreichen will, ist die Platzierung des Flugloches recht wichtig. Insbesondere wenn wir die Völker wieder teilen wollen, müssen wir uns Gedanken darüber machen. Immerhin bleiben die Flugbienen ggf. aufs alte Flugloch trainiert. Einige verbinden das mit der Methode des Fluglings...
Alternative Maßnahmen das Volk winterfest zu machen
Nun ich fände es super wenn jemand eine klasse Methode dazu posted. Im Moment würde ich allerdings empfehlen hier möglichst keine Experimente zu machen, wenn nicht unbedingt notwendig. Es gibt ja noch andere Methoden einem Volk zu helfen winterfest zu werden.
- Zuhängen einer Brutwabe aus einem starken Volk
- Vereinigen von Völkern
- Statt beim Einfüttern die Arbeit durch ein schwaches Volk machen zu lassen, fertige Futterwaben aus starken Völkern zuhängen
- durch verstellen der Bienenbeute an die Stelle eines starken Volkes, Unterstützung durch dessen Flugbienen (bei Flugwetter) Das kann aber auch zu Unruhe und Kampf im Volk führen.
viel Erfolg beim Einwintern wünscht Imkerpate.
6 replies to "Bienenvölker zusammen überwintern. Zwei Bienenvölker übereinander in einer Beute hilft das den Bienen?"
frage: hilft es evtl die varroatasse einzuschieben um etwas die kalte luft von unten zu reduzieren?
Das reduzieren der Kaltluft kann etwas bringen, es reduziert den Honigverbrauch.Es führt mitunter aber zu einer erhöhten Milbenentwicklung. Es ist also eine Fallentscheidung, bei der die Volksstärke das Wetter, die Vorräte und die Milbenbelastung mit Einbezogen werden sollten.
Sehr interessante Gedanken! Bitte ein bisserl die Rechtschreibung beachten!
Liebe Grüße
Gerfried Schmidt
Klar.Danke für den Hinweis. Ich gebe mir mühe. Manchmal ist man auch schnell Opfer der Autokorrektur….
Hast du Erfahrung mit dem Muller-Brett?
Ich hatte mir eines gekauft und war voller Hoffnung. Mein Testfall war nicht ideal weil zu spät im Jahr. Aber das Bieneninstitut in Hohenheim hat das Mullerbrett untersucht und festgestellt, dass es nicht wirkt.
Insbesondere stimmen die propagierten Mechanismen wohl gar nicht.
Ehrlich gesagt bin ich seitdem dem Mullerbrett gegenüber recht skeptisch eingestellt. Es hat ähnliche Wirkung wie eine gute Brutentnahme…