Gerade wenn man Imker werden will muss man sich für eine Bienenrasse entscheiden. Aber auch wenn Du zum Beispiel feststellst, dass Du aus dem Hobby einen Beruf machen möchtest, kann es sich lohnen noch einmal über die Wahl der Bienenrasse nachzudenken. Denn je nachdem worauf man sich spezialisiert, kann die eine andere Rasse als die aktuelle von Vorteil sein.
Die wichtigsten europäischen Honig-Bienenrassen
Die wichtigsten Rassen für Imker in Europa sind die Carnica (oder KRAINER BIENE), die Buckfast, die dunkle Biene sowie die Ligustica und die Caucasica. Wobei sich die Rassen unterschiedlich auf Europa verteilen. Zwar gibt es immer wieder Züchter, welche die Bienen auch dort halten, wo überwiegend andere Rassen ansässig sind. Aber auf Dauer führt das eher zu einer Vermischung der Bienenrassen.
Die Carnica ist die wohl beliebteste Bienenrasse in Deutschland, gefolgt von der Buckfast-Biene. Zumindest schließe ich das aus den Anzeigen der Bienenzeitschriften, wo dies die am häufigsten Angebotenen Bienenrassen sind. Die Buckfast hat von meinem Gefühl her in den letzten Jahren etwas zugenommen. Wahrscheinlich da einige Berufsimker sie für sich entdeckt haben.
Die Buckfast-Biene ist die einzige Rasse, welche durch Zucht entstanden ist. Dabei wurden ursprünglich die verschiedensten Rassen miteinander gekreuzt und irgendwann wurden die Rassenmerkmale erbfest gezüchtet.
Das Argument das jeder Bienenrasse am meisten entgegensteht, ist die Stechlust. Kein Imker möchte aggressive Bienen haben. Es war einer der wichtigsten Vorteile der Carnica für ihren Siegeszug in Deutschland. Als die Buckfast-Züchter dieses Problem gelöst hatten, konnte man fast sagen, die Buckfastbiene ist noch friedlicher als die Carnica. Jetzt ging es mit der Buckfastbienenbestand stark bergauf. Übrigens ist auch die angebliche Stechlust der dunklen Biene mit Vorsicht zu werten. Auch sie kann bei guten Zuchtlinien ohne Schleier bearbeitet werden. In der Schweiz wo sie verbreitet ist gilt sie auch als äußerst friedlich.
Eigenschaften der wichtigsten Honig-Bienenrassen
Die einzelnen Eigenschaften je Bienenrasse kannst du aus der Tabelle unten entnehmen. Dabei unterscheiden sich die Bienen in den meisten Grundeigenschaften sehr wenig. Als Imker sind vor allem die Unterschiede und Besonderheiten interessant. Denn diese sind es die es dir ermöglichen spezielle Ziele und Betriebsweisen optimal verfolgen zu können. Oder um zu schauen, ob sie für deine Gegend optimal geeignet sind.
Die Bienen können zwar über die Körpermerkmale unterschieden werden, aber für den Imker sind andere Eigenschaften vorrangig. Zum Beispiel die schon erwähnte Stechlust, bzw. Sanftmut, die Volksstärke, die Schwarmlust, der Wabensitz, die Winterfestigkeit, die Frühjahrsentwicklung, die Honigleistung und die Beute in der sie am besten gehalten wird. Diese Eigenschaften werden beim Züchten der Bienen gezielt verbessert.
Bedeutung der einzelnen Eigenschaften für den Imker
die Frühjahrsentwicklung der Bienen
Ist für den Imker wichtig, der vor allem auf Frühjahrshonig setzt. Das ist im Norden Deutschlands oft häufiger als im Süden. Das Selbe gilt, wenn Du dich als Bestäubungsimker für die Obstplantagen verdingen möchtest, um Bestäubungsprämie zu erhalten. Das Frühjahr hält in Deutschland zudem meist zu unterschiedlichen Zeitpunkten Einzug. Sehr tiefe oder flussnahe Gegenden können den Frühling oft früher begrüßen als höhere Lagen.
die Schwarmlust der Bienenrassen
Die Schwarmlust ist heute bei den meisten Bienenrassen weit zurück gezüchtet. Da es aber gerade für den Hobbyimker eine häufige Vermehrungsmethode ist, wird diese Eigenschaft den Bienen wohl auch nicht abhanden kommen. Bzw. bricht sie wieder durch, wenn zu oft aus Schwärmen vermehrt wird.
Die Schwarmlust wird gerne unterdrückt um den Honigertrag zu steigern. Denn die Bienen sammeln weniger Honig, wenn sie in Schwarmlaune sind. Des Weiteren geht dem Imker durch einen unbemerkten Schwarm ein Teil des Bienenvolkes verloren. Auch dadurch sinkt die Honigleistung. Das ist insbesondere für den Berufsimker problematisch, der auch wesentlich vom Honigertrag lebt und auch nicht ständig alle Völker im Blick haben kann.
Eine hohe Schwarmlust wird jedoch oft auch mit Vitalität in Verbindung gebracht und kann für Imker die auf Gelée Royale setzen von Vorteil sein.
die Volksstärke und ihre Bedeutung für den Imker
Die Volksstärke wirkt sich letztlich auf den Honigertrag und die Bestäubungsleistung pro Volk aus. Wobei diese Eigenschaft durch mehr Völker einfach auszugleichen ist. Die Volkstärke kann sich dabei auch auf den Beutentyp auswirken. Die Buckfastbiene benötigt zum Beispiel viel Platz für ihr Brutnest, weshalb sie überwiegend in Dadant gehalten wird. Dabei setzt man meist auf eine unterschiedliche Wabengröße von Brutraum und Honigraum.
die Eigenschaft der Sanftmut
Ich denke jedem leuchtet ein, dass Stiche weder für Imker noch für Nachbarn oder Passanten angenehm sind. Aus meiner Sicht haben die Züchter hier in den letzten Jahren tolles erreicht. Auch wenn ich selbst noch immer mit Schleier imkere. Allerdings habe ich keine Angst durch meinen Garten zu laufen, oder wenn meine Kinder in der Näher der Bienen spielen.
Der Wabensitz der Bienen
Ich habe das früher als etwas sehr nebensächliches betrachtet. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass ich lieber mit Völkern die ruhig auf der Wabe sitzen arbeite. Wenn hier zu viel Gewusel ist und die Bienen sofort auffliegen, entsteht Unruhe. Diese Unruhe steckt meist auch benachbarte Völker an.
Winterfestigkeit des Bienenvolkes
Auch diese Eigenschaft spricht für sich. Eigentlich können alle Bienenrassen gut über den Winter kommen. Untersuchungen zeigen aber, das regionale Bienenvölker meist besser überleben, als welche die aus fremden Regionen zugekauft werden. Somit findet auch in jeder Region eine Selektion statt, die sich in den heimischen Bienengenen niederschlägt.
Bienenrassen und Beuten
Da es bei den Rähmchen und Beuten vor allem Unterschiede in der regionalen Verwendung gibt, solltest Du darauf achten, die geeignete Bienenrasse zu kaufen. Dabei kommt es vor allem darauf an, das Material zu nutzen, was in der Gegend üblich ist. Das ermöglicht die gemeinschaftliche Nutzung von größeren Investitionsgütern und einen einfacheren Volksaustausch.
Die Honigleistung der Bienen
Die Honigleistung eigentlich aller Bienenrassen gilt als gut. Sie ist somit kein gutes Unterscheidungsmerkmal. Wer maximale Erträge haben möchte muss auch hier nach gutem Zuchtmaterial suchen, dass es aber in allen Rasse-Linien gibt.
Vorteile und Nachteile der Carnica
Sie ist die ideale Frühtrachtbiene. Ihre starke Verbreitung in Deutschland erleichtert die Zucht, den Austausch und Nachkauf von Bienenvölkern. Sie ist sehr anpassungsfähig und für alle Beutentypen geeignet. Die meisten Betriebsweisen und Forschungen werden an dieser Biene ausprobiert, getestet und perfektioniert. Ihren großen Erfolg verdankt sie ihrem weithin bekanntem Sanftmut.
Die frühe Entwicklung kann sich nachteilig auf die Varroa-Entwicklung im Volk auswirken. Was ihre Chancen bei der Varroaresistenz etwas mildert. Die Schwarmlust bricht bei ihr öfter durch als bei anderen Rassen. Wobei es natürlich immer auf die Zuchtlinie ankommt. Da sie bei Hobbyimkern aber sehr beliebt ist und diese oft über Schwärme vermehren, setzt sich diese Eigenschaft auch immer wieder genetisch fest.
Vorteile und Nachteile der Buckfast
Durch große Zuchterfolge dieser Bienenrasse und durch speziell auf sie angepasste Betriebsweisen, gilt sie bei Kennern inzwischen als die friedlichste und schwarmträgste Biene. Was ihr einen großen Bonus bei Berufsimkern eingebracht haben dürfte. Statistiken zeigen, dass sie der Liebling der Berufsimker ist, was auch aufzeigt, dass ihr Honigertrag und Sammeleifer sehr hoch ist. Denn diese Leute müssen vom Honigertrag leben.
Ein weiterer Vorteil ist ihre breite genetische Basis, was ihre Chancen Resistenzen gegen Bienenkrankheiten entwickeln zu können erhöht. Sie gilt daher auch als krankheitsresistent und vital.
Dieser Rasse wird immer mal nachgesagt, sie entwickle ab und an arge Stecher, insbesondere in Kombination mit anderen Bienenrassen.
Da sie im Frühjahr etwas länger als die Carnica braucht, werden an den Imker etwas größere Anforderungen an Betriebsweise und Bienenhaltung gestellt, um mit ihnen die Frühjahrstracht optimal nutzen zu können.
Optimal kann sie nur mit dem richtigen Beutentyp verwendet werden. Wer auf Deutsch-Normal-Maß imkert nutzt die Potenziale der Buckfast nicht vollständig aus.
siehe auch >>>www.buckfast.de
Vorteile und Nachteile der dunklen Biene
Die dunkle Biene ist ein Geheimtipp unter den Züchtern die resistente Bienen züchten möchten. Im Bereich der Varroa-Toleranz-Zucht ist sie bei einigen Imkern der absolute Liebling. Zum Beispiel bei der Umstellung auf kleinere Wabenzellen, scheint die dunkle Biene am Besten mit zu machen.
Sie verwendet mehr Propolis als andere Rassen, was Vorteil und Nachteil sein kann. Wenn du es ernten möchtest ist es ein Vorteil. Normalerweise stört zuviel Kittharz aber beim Arbeiten.
Sie sammelt besonders viel Pollen, was sie interessant macht wenn man auch Pollen und Bienenbrot ernten möchte.
Hier ein Video zur Haltung der dunklen Biene.
Vorteile und Nachteile von Caucasica
Die Caucasica wird in Rotklee-Gebieten eingesetzt, wo andere Bienen eher Probleme haben, weshalb sie diesen den Hummeln überlassen. Sie hat einen besonders langen Rüssel. Deshalb kann man mit ihr Sortenhonige gewinnen, die man mit anderen Rassen nicht bekommen kann.
Nachteilig ist das sie in Deutschland selten ist, was ihre Zucht und den Austausch erschwert. Auch ist mit nicht bekannt, inwieweit sie spezielle Betriebsweisen bevorzugt.
Auch hier übermäßiger Umgang mit Propolis ist für die meisten Imker unangenehm. Bisher konnte man diese Eigenschaft züchterisch noch nicht in den Griff bekommen. Wer allerdings viele Propolis ernten möchte hat mit ihr seine helle Freude.
Vorteile und Nachteile von Ligustica
Sie ist eher für mildes Klima geeignet. Sie hat als einzige Bienen die gelbe Färbung, die der Biene in Comics und Kostümen verpasst wird. Sie erreichen in allen für den Imker wichtigen Eigenschaften gute Werte.
Bekannt sind sie jedoch auch für Räuberei und Verflug. Durch ihr ausgeprägtes Brutverhalten ist sie anfällig gegen Milben.
Andere Bienenrassen
ANATOLICA ODER TÜRKISCHE BIENE
Sie wird in ihrer Heimat gehasst und geliebt. Sie ist vital und langlebig. Und geht sehr sparsam mit ihren Reserven um. Ihr Problem ist die Kälteempfindlichkeit. Sie regiert ab 18 °C mit einer ausgeprägten Stechlust. Sie gilt als Schwarmfreudig und verwendet viel Propolis.
CECROPIA ODER GRIECHISCHE BIENE
Sie ist sehr fruchtbar und schwarmträge. Sie verbaut gerne und nutzt viel Kittharz. Reinrassige Cecropia sind aber durch Vermischung kaum noch zu finden.
CYPRIA
Diese Biene hat ihre Heimat auf Zypern. Sie ist robust und bildet starke Völker. Sie ist jedoch sehr Stechlustig und verwertet ihren Honig schnell zu Brut. Weshalb sie für die gewerbliche Imkerei keine Bedeutung hat.
FASCIATA ODER ÄGYPTISCHE BIENE
Diese nordafrikanische Biene hat kaum gewerbliche Bedeutung. Jedoch ist sie für Züchter interessant um die genetische Basis auszubauen.
INTERMISSA ODER TELLBIENE
Eine weitere nordafrikanische Biene. Sie gilt als aggressiv und schwarmlustig. Jedoch mit einer rasanten Volksentwicklung. Auch sie ist ggf. für manche Züchter für Kreuzungen interessant.
Viel Erfolg bei der Wahl der richtigen Rasse wünscht Imkerpate.