Dieser Artikel soll einen allgemeinen Überblick geben über die möglichen Bienenkrankheiten. Zudem soll er die Wirkweise von Krankheiten im Volk aufzeigen. Sowie wie die Bienen darauf reagieren.

Warum wir uns als Imker mit Bienenkrankheiten auskennen müssen

Einige Tierkrankheiten wie die amerikanische Faulbrut sind anzeigepflichtig. Das heißt sie müssen beim zuständigen Veterinäramt angezeigt werden. Dann werden Bekämpfungsmaßnamen in Gang gesetzt die auch die umliegenden Imker betreffen. Auch dort wird dann nach möglichen Erregern gesucht. Melden wir dies nicht, könnten uns Schadensersatzansprüche umliegender Imker drohen.

Wenn wir mit unseren Bienen wandern wollen, benötigen wir zudem ein Gesundheitszeugnis. Dabei untersucht der zuständige Veterinär die Bienen und erteilt den Nachweis der Gesundheit.

Die wichtigsten Bienenkrankheiten

Schwarze Biene (Haare fehlen)

Bei alten Bienen brechen mit der Zeit die Haare ab. Tritt es häufiger auf deutet es auf Schwarzsucht und Räuberei hin.

Kalkbrut und Steinbrut

Der Erreger der Kalkbrut ist ein Pilz (Kalkbrut–>Ascosphaera apis, Steinbrut–>Aspergillus flavus). Die Verbreitung geht über Sporen. Man kann die Pilzfäden oft mit bloßem Auge erkennen. Du findest in diesem Fall oft Larven mit weißem Überzug oder versteinerte Larven auf oder vor dem Flugbrett.

Sackbrut-Virus (SBV)

Ist eine häufig auftretende Erkrankung bei Bienen. Es handelt sich um eine Viruserkrankung die durch die Ammenbienen überragen wird. Erkennbar an lückenhaften Brutflächen und einer Sackförmig zusammengesunkenen Streckmade mit vorgebeugtem Kopf. Es bildet sich lockerer Schorf, das Gebilde sieht schiffchenförmig aus. Gehört zu den Bienenkrankheiten, die vor allem in anderweitig geschwächten Völkern verstärkt auftreten.

Akutes Paralyse Virus (APV)

Wird manchmal auch als Erreger der europäischen Faulbrut gesehen. Auch eine Viruserkrankung die bei starkem Varroa-Befall auftreten kann. Auch hier übertragen die Ammenbienen das Virus mit dem Futtersaft. Man erkennt sie an der verfärbten Rundmade die verdreht in der Zelle liegt. Der Schorf liegt locker am Zellboden bzw. in der Zellrinne. Gehört zu den Bienenkrankheiten, die in geschwächten Völkern auftreten.

Deforming Wing Virus (DWV)

Wird auch über den Futtersaft der Ammenbienen verbreitet. Das Volk muss hierfür bereits geschwächt sein. Zum Beispiel durch hohen Varroa-Befall. Wird die Larve durch sehr viele Viren infiziert stirbt sie in der Zelle. Bei weniger Viren schlüpft sie hat aber deformierte Flügel oder gar keine Flügel. Gehört zu den Bienenkrankheiten, die vor allem in anderweitig geschwächten Völkern auftreten.

Amerikanische Faulbrut (AFB) (manchmal auch Bösartige Faulbrut genannt)

Gehört zu den hoch ansteckenden, anzeigepflichtigen Bienenkrankheiten. Das verdächtige Volk ist sofort zu schließen. Andere Völker sollten nicht getestet werden. Insbesondere nicht mit dem gleichen Streichholz. Diese Bienenvölker werden abgetötet. Die Wabe mit der AFB verpacken und dem Amtstierarzt für weitere Tests übergeben. Du kannst die AFB über den Streichholztest feststellen. Dabei wird ein Streichholz mit dem Ende ohne Zündkopf in eine geöffnete verdächtige Brutzelle gesteckt und vorsichtig heraus gezogen. Zieht sich hierbei ein zäher Faden, dann kann es sich um amerikanische Faulbrut handeln. Die Brut ist dabei gelb-grau oder braun-schwarz verfärbt.

Europäische Faulbrut (Stinkbrut) (EFB)

Dies ist eine Krankheit unter den Bienenkrankheiten, die ein uneinheitliches Krankheitsbild ergibt. Denn oft liegen hier verschiedene Erreger vor. Zur genauen Analyse ist eine Labordiagnose notwendig. Der klassische Haupterreger ist der Melissococcus pluton (auch Bazillus pluton oder streptococcus pluton genannt) Was zeigt das es sich um eine Bakterielle Bienenkrankheit handelt. Der Erreger kann sich Einkapseln. Diese Krankheit kann entgegen ihrem Namen auch außerhalb Europas auftreten. Der Vorteil dieser Faulbrut ist, dass sie nicht seuchenartig auftritt. Sie heißt auch Sauerbrut oder Stinkbrut was von ihrem Geruch herrührt. Es ist ein gutes Erkennungsmerkmal. Jedoch ist die Unterscheidung zur AFB schwierig. Bei der EFB befinden sich in den offenen Zellen gelbliche bis bräunlich verfärbte zersetzte Larven. Der Zelldeckel ist eingefallen und löchrig. Die vertrockneten Überreste liegen als schwarzer Schorf locker am Zellboden.

Link zu Wikipedia: Faulbrut

Varroabefall (Schmarozer) auch Varroose

Varroa MilbenEigentlich gehört die Varroose gar nicht zu den Bienenkrankheiten im eigentlichen Sinne. Hier geht es um eine eingeschleppten Aussenparasiten. Die Varroa-Milbe ist jedoch der Grund der meisten Imkerlichen Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Völker. Die Milbe löst durch die Schwächung der Bienen erst viele Krankheiten aus. Sie sitzt an der Biene und saugt Blut. Sie wird auch Varroose oder Varratose genannt. Diese Milben gelten als Hauptauslöser aller anderen Krankheiten, da sie stark zur Schwächung der Völker beitragen.

>>Varroabekämpfung

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterkühlung

Gehört auch nur im Weitesten Sinne zu den Bienenkrankheiten. Aber auch dies müssen wir erkennen wenn wir unseren Bienen helfen wollen. Das kann vor allem im Frühjahr vorkommen, oft findet man dann Eier auf dem Beutenboden oder auf der Beutenwindel. Die abgestorbene und zersetzt riechende Brut verfärbt sich dabei gräulich schwarz. Eine Fadenziehende Masse wie bei der AFB entsteht jedoch nie. Bei verdeckelte Brut können die Zelldeckel löchrig und rissig werden.

Weisellosigkeit/Drohnenbrütigkeit

Ist auch nicht Teil der Bienenkrankheiten im Klassischen Sinne, aber eine Krankheit des Gesamtorganismus Bien. Hier gibt es keine Königin die noch Eier legt und auch keine Weiselzelle im Volk. bzw. Gibt es zwar Eier, aber es ist nur Drohnenbrut.

Siehe hier den Artikel Drohnenbrütigkeit und Weiselprobe.

Nosematose auch Nosema genannt

Erreger ist ein einzelliger Parasit (Mikrosporidie) der die Darmwand der Biene zerstört. Man kann ihn im Mikroskop sehen. Bei den Bienenkrankheiten ist er eine der Auffälligsten, da man diese Krankheit auch gut von außen feststellen kann. Denn dann finden sich viele kleine braune Flecke im Bereich des Fluglochs und/oder auf den Waben. Der Erreger der Nosema ist in jedem Volk vorhanden. Man kann es als Durchfall bei Bienen bezeichnen. Stimmen die Rahmenbedingungen bekommt die Biene diese Bienenkrankheit meist selber in den Griff.

Amoebenruhr

Eine schlimmere Form der Durchfallerkrankung bei Bienen. Dabei sind die Kottropfen in den unteren Zellerinnen angetrocknet. Vereinzelte bis viele Bienen liegen tot oder krabbelnd vor dem Flugloch. Die Waben sind mit übeleichendem Kot bedeckt. Dies ist eine der Bienenkrankheiten wo ein stark befallenes Volk ein geht.

Ruhr

An der Ruhr erkankte Winterbienen können ihren Darminhalt nicht bis zum Reinungsflug zurück halten und koten auf der Wabe ab. Ursachen sind kein Erreger sondern äußere Faktoren wie falsches Futter oder Störungen. Sie lässt sich ansonsten nur schwer von Amoebenruhr und Nosematose unterscheiden.

Tracheenmilbe

Wie der Name schon sagt eine Milbe bzw. Milben die die Tracheen, also Atmungsorgane der Biene befällt. Hoher Winterbienentotenfall als gewöhnlich. Bei der Tracheenmilbe findest du oft krabbelnde und hüpfende Bienen vorm Flugloch. Man kann sie auch mikroskopisch nachweisen.

Wachsmotte

Gehört eigentlich auch nicht direkt zu den Bienenkrankheiten. Allerdings können die Schäden der Wachsmotte darauf hindeuten, dass das Volk zu schwach ist um die Wachsmotte in Schach zu halten. Die Wachsmotte legt Eier auf bebrütete Waben. Die Schlüpfenden Maden zersetzen dann die Waben. Normalerweise haben die Motten im Bienenvolk jedoch keine Chance.

Wie Du die Wachsmotte effektiv bekämpfst und sogar Geld verdienen kannst.

Giftschaden

Giftschäden sind heutzutage oft in der Presse anzutreffen. Da die Landwirte oft Insektizide einsetzen die mitunter auch den Bienen schaden können. Zeichen einer Vergiftung sind orientierungslose Bienen und Tote Bienen mit herausgestrecktem Rüssel.

Totenkopfschwärmer

Der Totenkopfschwärmer ist ein Schädling der in die Völker eindringt und Honig stiehlt. Siehe Wikipedia Totenkopfschwärmer.

Waldtrachtkrankheit

Es gibt Waldtrachten die zu Haarausfall bei den Bienen führen. Oft werden die Sammlerinnen mit diesem Honig gar nicht eingelassen. Wenn doch können auch andere Bienen ihr Haarkleid verlieren die den Honig zu sich nehmen.

Kleiner Beutenkäfer

Der kleine Beutenkäfer ist eine neue Bedrohung. Erstmals wurde er in Europa im September 2014 in Italien nachgewiesen. Der Parasit befällt die Waben lebender, schwacher Völker und ernährt sich von Bienenbrut, Pollen, Bienenbrot und Honig. Die Waben werden dabei zerfressen und verschleimen. Erkennung und Bekämpfung des kleinen Beutenkäfers.

Bekämpfungsmaßnahmen der Bienen gegen die Krankheiten und wie wir sie nutzen können.

Die Bienen begegnen den Krankheiten durch einen erhöhten Putztrieb. Das heißt sie erkennen erkrankte Larven und Bienen und beseitigen sie aus dem Volk. Zum Teil hilft das, in einigen Fällen breitet es die Krankheit aus. Kranke Bienen verlassen normalerweise den Stock und sterben außerhalb des Volkes um andere nicht anzustecken und tote Bienen werden davon getragen.

Als Imker können wir insbesondre bei der Auswitterung die Bienen dabei unterstützen die toten Bienen zu entfernen. Bei starkem Totenfall könnten sich die Bienen sonst bei der Reinigung überarbeiten oder zu viele Verluste erleiden. Oft ist es in den ersten Flugtagen noch so kalt, dass die Bienen welche die Toten wegbringen draussen erfrieren.

Die Bienen nutzen bestimmte Honige um sich gegen einige Krankheiten zu rüsten. Das sind vor allem Pflanzenhonige. Was dafür spricht, dass wir unseren Bienen auch zum überwintern etwas Bienenhonig gönnen.

Das Immunsystem des Bienenvolkes ist davon abhängig, dass viel unterschiedliches genetisches Material im Volk vorliegt. Das ist der Fall wenn die Königin von möglichst vielen Drohnen begattet wurde. Wir sollten daher Königinnen bevorzugen die in Drohnenreichen Zeiträumen geboren wurden und wo gutes Wetter für ausreichend Hochzeitsflüge war.

Die Bienen nutzen Propolis zum desinfizieren der Außenbereiche der Beute. Propolis wirkt antiviral und antibakteriell.

Ansonsten müssen wir entsprechende Behandlungsmittel kaufen.

Wirkweisen der Krankheiten

Die Krankheiten können die Brut befallen wie Kalkbrut und Steinbrut oder Amerikanische Faulbrut. Diese Varianten schwächen das Volk extrem, da sie das Bienenmaterial des Volkes schnell und stark reduzieren. Meist ist der Übertragungsweg hier über die Ammenbienen. Es ist wichtig hier die Vorgänge in der Biologie zu verstehen.

Andere Krankheiten befallen innere Organe, hier vor allem die Verdauungsorgane. Das sind zum Beispiel Ruhr und Nosematose.  Hier werden einzelne Bienen geschwächt. Jedoch werden durch Kotspritzer viele Millionen Sporen verteilt die sehr ansteckend sein können. Setzen wir das Volk in ein Gesundes Zuhause und sorgen für gute Bedingungen kann der Schaden durch folgende Generationen gut geheilt werden.

In einigen Fällen handelt es sich um Parasiten. Wie bei Varroa oder Tracheenmilben. Sie Schwächung der Bienen sorgt jedoch dafür, dass sie erst für Viren und Bakterienbefall anfällig werden. Hier sind äußere Bekämpfungsmaßnahmen sinnvoll. Jede Maßnahme welche die Gesundheit des Volkes verbessert, schützt auch vor dem Ausbruch anderer Erreger.

 

 

Viel Erfolg beim Bestimmen und Bekämpfen von Bienenkrankheiten. Dein online Imkerpate.
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