Der Spruch: „Die Bestäubungsleistung der Bienen ist eigentlich höher als der Honigertrag!“, ist vielen bekannt. Das für Bestäubungen mancherorts Geld bezahlt wird, ist uns meist auch schon zu Ohren gekommen. Ich habe mich mal etwas eingehender mit diesem Thema beschäftigt und folgendes zusammengetragen.
Wie verdienst Du mit der Bestäubungsprämie Geld?
Eine Bestäubungsprämie bekommst du vor allem in Obstplantagen. Auch Saatgut-produzenten zahlen eine Bestäubungsprämie. Für die meisten anderen Trachten werden in Deutschland keine Bestäubungsprämien gezahlt.
Auch wenn die Bienen z.B. beim Raps für große Erntesteigerungen sorgen, wird hier eher keine Bestäubungsprämie gezahlt. Bei der Rapstracht hat der Imker nämlich den Vorteil, zumindest viel Honig zu ernten. Das Kompensiert aus Sicht der Landwirte eine Prämienzahlung.
Imker und Imkerverbände halten dagegen, dass gerade im Raps auch mit Schädigungen der Bienen zu rechnen ist. In der letzten Imkerversammlung hatte sich einer der Imker zu Wort gemeldet und erzählte von einem Gespräch mit einem örtlichen Bauern. Aussage des Bauern: Beim Raps wird gespritzt auch wenn die Bienen fliegen, denn das ist notwenig, da die Schädlinge eben nur in dem Blühfenster bekämpft werden können.
Gerade in Rapshonig werden daher auch oft PSM-Rückstände festgestellt. Was für die Honig-Qualität abträglich ist. Und es schädigt die Gesundheit der Bienenvölker.
In den Obstplantagen gibt es deshalb eine Bestäubungsprämie, da die Völker oft noch im Aufbau sind, dass heißt, es ist eigentlich kein großer Honigertrag zu erwarten. Der Imker kann den Aufbau der Bienen auch woanders vornehmen, ohne den Aufwand des Wanderns. Die Obstblüte wird daher oft auch als Aufbau-Tracht bezeichnet.
Bei der Saatguterzeugung ist das Problem, dass für den idealen Saatansatz die Bienen das Feld mehr befliegen müssen, als es für eine optimale Honigernte notwendig wäre. Was sich auch „Überbefliegung“ nennt.
Die dritte Möglichkeit wo es eine Bestäubungsprämie gibt, ist bei Gewächshäusern. Damit Tomaten und Co. auch im Gewächshaus einen ausreichenden Fruchtansatz bilden werden Insekten wie Bienen und Hummeln eingesetzt. Teilweise wurde diese Arbeit früher von Hand, bzw. über Rüttelmaschinen erledigt. Es zeigte sich aber, dass Bienen hier trotzdem effektiver und kostengünstiger sind.
Fazit über die Möglichkeiten für Bestäubungsprämien:
- Obstplantagen
- Saatgut-produktion
- Gewächshäuser
Wie bekommt man einen Auftrag als Bestäubungsimker?
Wen du völlig unbedarft bist, dann kannst Du einfach bei deinem zuständigen Landesverband anfragen. Dort sollte man dir sagen können, welche Angebote es gibt und wie hoch die Bestäubungsprämie ist.
Ansonsten kann ich dir empfehlen dich von der Vereinigung der Bestäubungsimker zertifizieren zu lassen. Dann wirst du in die Liste der offiziell anerkannten Bestäubungsimker aufgenommen. Dann kommen die Anfragen ggf. auch zu dir.
Anbei mal die aktuelle Liste der Bestäubungsimker. So wirst du als Bestäubungsimker ggf. im Netz entdeckt und direkt kontaktiert.
Wen Du eine Obstplantage, einen Saatgutproduzenten oder ein größeres Gewächshaus vor Ort hast, dann solltest Du einfach mal hin gehen und fragen. Dir direkte Kontakt ist immer noch der Königsweg der Kommunikation. Hier findest Du die deutschen Saatguterzeuger. Natürlich kannst Du gerade bei den Saatguterzeugern auch mal online Kontakt aufnehmen, zum Beispiel via Email.
Fazit: Wie bekommt man einen Auftrag?
- Beim eigenen Imker-Landesverband anfragen. (Wer Wandert auch an fremden Landesverbänden)
- Direkte Ansprache von Obstbauern und Saatgutproduzenten, bzw. Gewächshausbetreibern
- Zertifizierung zum Bestäubungsimker –> Aufnahme in die Liste der Bestäubungsimker
Wieviel bekommt man als Bestäubungsimker?
Das hängt wie immer von verschiedenen Faktoren ab. Die Empfehlung der Vereinigung der Bestäubungsimker liegt bei Bienenvölkern im Freiland bei 55 Euro pro Bienenvolk. Das gilt für die gesamte Blühperiode der Pflanzenart. ( Allerdings maximal 3 Wochen). Eine Verlängerung sollte mit 2,5 Euro pro Tag entlohnt werden.
Die Saatguterzeugung ist teuerer, bzw. bringt eine höhere Bestäubungsprämie. Allerdings musst Du hier ggf. auch zufüttern, was die Mehreinnahmen relativiert. Der empfohlene Preis liegt hier bei 65 Euro pro Volk. Durch die „Überbefliegung“ werden hier doppelt so viele Völker wie üblich aufgestellt, was zu Nektarmangel führen kann.
Im Gewächshaus und unter Folie liegt der empfohlene Preis bei 55 Euro pro Woche und Volk.
Mitunter werden auch Kilometerpauschalen gezahlt, diese liegt bei 0,30 Euro je gefahrenem Kilometer. Das gilt für den Hinweg und den Rückweg.
Das sind die empfohlenen Preise, in der Realität liegen die Preise oft auch darunter. In Thüringen werden zum Beispiel nur etwa 30 bis 35 Euro in Kernobstplantagen gezahlt. Bzw. zahlt man 12 Euro pro Woche. Das ist äußerst wenig, wenn man es zum Beispiel mit Amerika vergleicht, wo in Kalifornien ca. 130 Euro pro Volk gezahlt werden.
Zusammengefasste Vergütung:
- Obstplantage…Bestäubungsprämie ca. 55 € pro Volk
- Saatguterzeugung… Bestäubungsprämie ca. 65 € pro Volk
- Gewächshäuser.. Bestäubungsprämie ca. 55 € pro Volk
- Kilometergeld 0,30 € pro gefahrenem Kilometer (hin + zurück)
- reale Bestäubungsprämien liegen oft auch darunter
- Ernte eines ggf. hochpreisigem Sortenhonig
Was lernt man im Kurs der Bestäubungsimker?
Um Bestäubungsimker zu werden bietet die Vereinigung der Bestäubungsimker einen Kurs mit Zertifizierung an. Der Kurs geht über vier Tage und wird an verschiedenen Wochenenden am Jahresanfang abgehalten.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es von Vorteil ist, bereits Erfahungen in der Imkerei zu haben. Was nicht heißt, dass Leute die Imker werden wollen, den Kurs nicht besuchen können.
Im Kurs lernst Du neben imkerlichen Themen der Bienenhaltung vor allem auch die Sichtweise der Landwirte besser verstehen. Das soll dazu beitragen, das Verständnis und die Verständigung zwischen Imker und Landwirt zu verbessern. Es geht auch um Bienenkrankheiten, um zum Beispiel Schädigungen durch Schädlingsbekämpfungsmittel erkennen zu können.
Erfahrene Bestäubungsimker teilen mit dir ihre Erfahrungen mit Bestäubungsprämien und der Bestäubungsimkerei. Auch wird auf gesetzliche Bestimmungen und notwendige Versicherungen eingegangen.
Der Kurs kostet für die ersten 3 Teile 320 € zuzüglich 100 € Verpflegungsgeld.
Es gibt dann nach dem 3. Tag eine Abschlussprüfung. Wenn du die bestehst, bekommst Du dein Zertifikat als Bestäubungsimker.
Warum bezahlt der Landwirt eine Bestäubungsprämie?
Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft aus Braunschweig, unter Leitung von Dr. D. Brasse, hat folgendes festgestellt. Der Landwirt, für den ein Imker tätig wird, erhält den 13fachen Betrag von dem, was ein Imker pro Bienenvolk mit dem Verkauf von Honig, Bienenwachs, Propolis und Ablegern erlöst.
EU-Parlamentarier fordern Eine Bestäubungsprämie für jeden Imker
In Anbetracht des Nutzens von Bienen und Imkern, wurde im EU-Parlament der Vorschlag unterbreitet, jedem Imker eine Bestäubungsprämie zu zahlen. Angelehnt an die Praxis, dass jedem Rinderbauern eine Prämie pro Rind gewährt wird. Was wichtig ist, da es in einigen Landstrichen jetzt schon zu wenige Imker gibt. Den ein Großteil des Imkerzuwachses kommt auch aus der Stadtimkerei. Es gibt jetzt oft nicht mehr in jedem Dorf einen Imker.
Allerdings wurde die Situation bisher so eingeschätzt, dass noch genügend Imker vorhanden sind. Zudem fördert die EU bereits die Vermarktung von Honig und den Einstieg in die Imkerei mit Fördergeldern. (Mehr zu den Förderprogrammen im kostenlosen Imkerkurs von Imkerpate)
Der D.I.B. sieht die aktuelle Diskussion in Brüssel und Straßburg locker. Die meisten Imker in Deutschland können gut von den Honigerträgen leben. Es gibt nur etwa 500 Berufsimker der Rest der 90.000 Imker sind Hobbyimker. Für diese hat die Prämie keinen besonderen Anreiz.
Empfohlenes Buch zum Thema:
Hier wird die massenhafte Bestäubungsimkerei der USA vorgeführt. Hier kannst du sehen, wie die Bienen regelrecht industriell abgefertigt werden. Das solltest Du als Imker unbedingt gesehen haben.
Viel Erfolg mit der Bestäubungsprämie wünscht Imkerpate